Review

Heute ist der "Internationale Puzzletag" - was wäre naheliegender als "Pieces - Der Kettensägenkiller" einer kleinen Bewertung zu unterziehen?

Der Film an sich ist ein einziges Kuriosum, dass sich nicht nur in der einzigartigen Besetzung des "Who Is Who" des Trashfilms und weiterer Beteiligter hinter den Kulissen bemerkbar macht, sondern auch an der Kreuzung diverser Stilmittel unterschiedlichster Subgenre.

Doch fügen wir Stück für Stück zu einem Gesamtbild zusammen und beginnen mit der Story des Films, der auch unter dem Untertitel "Stunden des Wahnsinns" bekannt ist, und mit einem Flashback 40 Jahre vor der eigentlichen Handlung beginnt:
ein kleiner Junge wird von seiner cholerischen und extrem gottesfürchtigen Mutter dabei erwischt, wie er ein Pin-Up-Puzzle zusammensetzt. Während die Mutter ihn beschimpft und das Zimmer des Jungen nach weiterem "Schweinkram" durchsucht, greift der Sprößling zur Axt und zerlegt seine Mutter in ihre Einzelteile. Jahre später geht an der Bostoner Universität ein brutaler Killer um, zerlegt mit der Kettensäge seine Opfer und nimmt jeweils ein Körperteil vom Tatort mit...

Ausgefuchsten Zuschauern dürfte klar sein, dass das zu Beginn dargestellte Massaker eine bewusstseinsspaltende Störung des Jungen zur Folge hatte und es der Auslöser für die Jahre später einsetzende Mordserie sein dürfte - wobei sich die beiden Drehbuchautoren Dick Randall und John Shadow ganz klar am klassischen Giallo orientieren, jene italienischen Thriller, die für den Jahre später in Mode kommenden Slasher Vorbildcharakter hatten.
Und so pendelt "Pieces" im weiteren Verlauf der Handlung zwischen Giallo und Slasher hin und her und kreuzt dabei klassische Stilelemente wie die schwarzen Lederhandschuhe, die subjektive Kamera und den anfangs zu Unrecht Verdächtigten, der sich in die Ermittlungen einmischt, mit denen des modernen Slashers: blutige Kills mit Kettensäge oder Fleischermesser, diverse Stalking-Momente wie man sie aus "Halloween" kennt und ein leicht psychedelisch angehauchter Score, der von der deutschen avantgardistischen Band Can beigesteuert wurde - "Pieces" bietet dem Fan beider Genres genügend Futter und geizt nicht mit blutig-brutalen Sequenzen, deren Masken- und Splattereffekte einwandfrei sind.

Regisseur Juan Piquer Simon, dem Tierhorror-Freunde den ebenfalls sehr ekeligen und blutigen Schocker "Slugs" zu verdanken haben, versteht es die Stalking-Sequenzen und Kills spannend umzusetzen und hält vor allem im Finale noch zwei krude Schocks parat, wobei zwar der letztere jeglichen Sinn vermissen lässt, aber gekonnt das Ende des Films einläutet und nochmals den trashigen Charme dieses B-Movies unterstreicht.

Davon abgesehen fällt natürlich auf, dass Simon keinen Sinn für Schauspielführung hat und die teilweise unterdurchschnittlichen Mimen wie Marionetten durch das Setting geführt werden. Darstellerisch kann vor allem Edmund Purdom überzeugen, der Trash- und Slasher-Fans aus Filmen wie "Fröhliche Weihnacht" oder D'Amatos "Absurd" bekannt sein dürfte, während Christopher George, der bereits gegen einen Amok laufenden "Grizzly" antreten musste und eine unheimliche Begegnung mit dem Zombie, der am Glockenseil hing, hatte, als Ermittler genauso fehl besetzt und lustlos wirkt wie Jack Hedley in Fulcis "Der New York Ripper".
Ansonsten gibt's noch ein Wiedersehen mit Jess Franco-Mime Jack Taylor sowie mit dem Bud Spencer-Plagiat Paul Smith. Sie alle dienen als die üblichen Verdächtigen, doch leider mangelt es den Autoren an Einfallsreichtum, "Pieces" mit falschen Fährten auszustatten, denn jeder Spürnase dürfte schnell klar sein, wer als Kind leidenschaftlich gern puzzelte.
Ebenso ist das Motiv für die Mordserie psychologisch gesehen wenig ausgereift - es stellt sich die Frage, was vierzig Jahre später die Taten auslöste. Die Entlarvung des Täters ist wenig überraschend und kommt so einfallslos wie abrupt daher.
Einige Szenen des Films weisen keinerlei Sinn für den Verlauf der Handlung auf und wurden zusammenhanglos eingefügt während die grenzwertige, streckenweise amateurhafte Synchronisation für unfreiwillige Gänsehaut sorgt.
Die musikalische Untermalung des spannenden Finales scheint aus "Absurd" "entliehen" zu sein (wofür ja nachweislich ein anderer Komponist verpflichtet wurde) und überhaupt wirkt "Pieces", als hätte man sich hier und da bedient.

Positive und negative Kritikpunkte halten sich die Waage, doch der Unterhaltungswert ist das Zünglein daran und überwiegt gegenüber aller Kritik.
Trotz enormen Trashgehalts ist der kleine, dreckige Giallo/Slasher-Hybrid eines nicht: langweilig! Kurios, streckenweise unfreiwillig komisch und ohne Sinn und Verstand - aber er unterhält auf ganzer Linie!

7/10

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