Boy Missing ist ein Film, der einiges an Gratwanderungen beinhaltet, sowohl inhaltlich, als auch rein von der Machart her.
So fühlte ich mich bei einigen Szenen stark an Soli in einigen Musikstücken erinnert, die zwar sehr gut sind, die Musiker jedoch keinen Moment zu früh oder zu spät die Kurve kriegen, bevor es anfängt, zu nerven.
Diese Gratwanderung zwischen einigen Längen in der Geschichte und den vielen, teils überraschenden Wendungen, sind aber noch nicht alles. Selbst die Charaktere bewegen sich auf schmalen Graten. Da wird ein taubstummer Junge entführt, taucht aber schnell wieder auf und mit seiner Hilfe kann sogar ein Verdächtiger ausgemacht werden. Da die Beweise aber nicht ausreichen, wird nicht weiter gegen ihn vorgegangen.
Die Mutter des Jungen ist eine Anwältin, die als sehr gut und irgendwie auch ziemlich eiskalt in ihrem Job beschrieben wird und auch so rüberkommt, als Mutter jedoch eine absolute Übermutter ist. Kompliment an die Darstellerin, dass sie diese beiden Seiten einer Frau, die auch noch in sich jeweils teils stark unterschiedliche Facetten hat, so glaubwürdig rüberbringt und es dabei sogar noch schafft, dem Zuschauer gegenüber eher distanziert zu bleiben.
Demgegenüber kommt der Verdächtige regelrecht sympathisch rüber, aber eben nicht so übertrieben, dass es unglaubwürdig wird, oder sogar als Masche interpretiert werden könnte, denn dazu ist er gleichzeitig viel zu einfach gestrickt.
Funktioniert im Gesamtbild ziemlich gut und fördert irgendwie sogar die Spannung, denn man will wirklich wissen, was nun tatsächlich Sache ist.