Alles auf Netflix
"Win It All" ist ein Zockerfilm. Kein klassischer, sondern ein hipper, lässiger, Indie-Spieler. Oder noch nichtmal das. Netflix neuester Exklusivtitel ist vielleicht sogar noch viel mehr ein Charakterdrama, über einen Spielsüchtigen, der unbedingt in eine Tasche guckt, auf die er eigentlich nur ein paar Monate aufpassen soll, während sein krimineller Buddy im Knast sitzt. Natürlich ist dort Geld drin, was ein Mann wie Eddie natürlich meint in sein liebstes Hobby anlegen zu müssen. So findet er sich mit einem gefährlichen Berg Schulden wieder in einem Loch, aus dem er vielleicht nicht mehr herauskommt... wäre da nicht ein Hoffnungsschimmer namens Eva, seine neue Freundin, für die es sich lohnt Risiko zu gehen.
Der neueste Wurf von Indie-Darling Joe Swanberg fließt wie aus einem Guss, sieht klasse aus & setzt ein brisantes Thema leichtfüßig um. Zudem ist Jake Johnson in der Hauptrolle engagiert, vielschichtig & kurz gefasst ein Juwel. Ihm wünscht man nicht den Bankrott, obwohl er nicht immer Sympathieträger ist & man sich schnell an den Kopf fasst auf Grund seiner unnötigen Spielchen. Leider lässt der Film im Endeffekt mehr liegen als man denkt. Ein Nullsummenspiel höchstens, eher eine zähe Angelegenheit. Trotz kurzer Laufzeit, coolem Look & guter Darsteller, kam bei mir immer wieder Langeweile auf. Man sollte auf keinen Fall einen wirklichen Zockerfilm erwarten, da hier erstaunlich wenig gespielt wird & wenn, dann noch weniger von den Pokerpartien oder Pferdewetten gezeigt wird. Ernüchternd, aber der Film will woanders hin.
Nur der Alltag & Struggle eines gefährdeten Mannes, reicht so unspektakulär kredenzt einfach nicht. Mir zumindest. Weder wirklich lustig, noch spannend, noch mit befriedigendem Höhepunkt, geht "Win It All" auf halber Strecke die Puste aus. Dabei sah das Blatt auf der Hand so vielversprechend aus. Gut gemeint, doch versagt. Es wird gefeiert, gezockt, geflirtet & rehabilitiert - der Spaß oder die wirkliche Empathie bleiben dabei maximal vage. Ich mag Swanberg & was er aus minimalstem Budget macht - ein Hit sieht jedoch anders aus. Selbst als Warnschuss vorm Zocken nur halbgar. Wirkt eher wie ein hochwertiger Serienpilot, bei dem ich mir noch nicht ganz sicher wäre, ob ich am Ball bliebe.
Fazit: zu viel Leerlauf, zu viel Unspektakel, zu wenig Zocken - sympathisch aber schneller vergessen als eine Hand mit 7/2 in unterschiedlichen Farben.