Das tradiditionsreiche Genre der romantischen Komödie schwächelt in den letzten Jahren ein wenig. Das mag daran liegen, dass viele Vertreter entweder zu zotig waren oder dem Genre einfach nichts neues hinzufügen konnten. THE BIG SICK ist da eine lobliche Ausnahme. Die 2017 beim Sundance Festival uraufgeführte Komödie erfindet das Rad zwar auch nicht neu, ist aber alles andere als zotig und wartet mit intelligentem Humor auf.
Hauptdarsteller Kumail Nanjiani schrieb zusammen mit seiner Frau Emily V. Gordon das Drehbuch, das auf ihrer eigenen Lebens- bzw. Liebesgeschichte beruht. Der erfahrene Komödienproduzent Judd Apatow (JUNGFRAU (40) MÄNNLICH SUCHT …; BEIM ERSTEN MAL) nahm sich des Buches an und Regie führte Michael Showalter, der sich bisher eher als Autor von Fernsehserien einen Namen gemacht hat.
Der Stand-Up-Comedian pakistanischer Herkunft Kumail (Kumail Nanjiani) lernt die angehende Psychotherapeutin Emily (Zoe Kazan) kennen und nach kurzer Zeit auch lieben. Allerdings verheimlicht er seine Beziehung zu ihr vor seiner familie, die versucht ihn nach pakistanischer tradition in eine von ihnen arrangierte Ehe zu lotsen. Als Emily dahinter kommt, trennt sie sich im Streit von Kumail. Doch als sie zur Hälfte des Films schwer erkrankt und in ein künstliches Koma versetzt wird, ist es Kumail, der gemeinsam mit Emilys Eltern (Holly Hunter, Ray Romano) an ihrem Bett wacht.
Das ist zugegebenermaßen kein besonders origineller Plot. Doch was THE BIG SICK über den Durchschnitt zeitgenössischer Rom-Coms hebt, sind zunächst die beiden sympathischen Hauptdarsteller. Besonders Zoe Kazan überzeugt in der ersten Hälfte des Films, bevor sie die zweite Hälfte des Films weitestgehend verschläft. Die Chemie zwischen Kazan und Nanjiani stimmt, sodass man den beiden die sich entwickelnde Lovestory abnimmt.
Doch die Nebendarsteller und die nebenbei erzählten Randgeschichten sind es, die aus der Boy-Meets-Girl-Story noch mehr herausholen. Die vertrackte Beziehung von Emilys Eltern untereinander und die Wandlung ihrer Beziehung zu Kumail von Ablehnung bis zur gegenseitigen Sympathie, Kumails Familie, die bei aller Anpassung an den amerikanischen Alltag versucht, die pakistanischen Traditionen in der Familie hochzuhalten, die anderen Stand-Up-Comedians, die im gleichen Club wie Kumail auftreten: das alles sind Figuren, die, freundlich formuliert, psychisch oder sozial auffällig sind. Diese werden aber nicht vorgeführt oder ins Lächerliche gezogen, sondern werden ausnahmslos sympathisch gezeichnet.
Fazit: Ein rundum gelungener Wohlfühlfilm mit sympathischen Figuren, dem man auch sein allzu süßes Happy-End verzeiht, da die aus dem Leben gegriffene Vorlage, dieses offensichtlich vorgeschrieben hat. (9/10)