Review
von rubinek
Auf der einen Seiten ist Toter Winkel gut geschauspielert, hochwertig produziert und spannend aufgebaut. Doch die Grundprämissen des Films gehen für mich nicht auf.
1. Wieso will die rechte Zelle ausgerechnet diese Familie töten?
Es handelt sich um eine Familie aus Jugoslawien, die seit 17 Jahren in Deutschland in geordneten Verhältnissen lebt. Die drei Kinder sind in Deutschland geboren und sprechen perfekt deutsch, ebenso die Eltern. Sie wirken nicht fremdländisch, nicht aggressiv und sind nicht kriminell. Das ist eine Musterfamilie, die sich von einer rechtschaffenden deutschen Familie in überhaupt gar nichts unterscheidet! Leuchtet mir überhaupt nicht ein, wie die ins Visier der Rechten geraten können. Die sollen das Feindbild sein? Wieso in drei Gottes Namen?
2. Die Aktion an sich ist doch recht hanebüchen.
Man täuscht eine Abschiebung vor und holt die 5-köpfige Familie nachts als Trupp Polizisten verkleidet unter den Augen der Nachbarn aus ihrer Wohnung. Bringt sie an einen abgelegenen Ort, wo sie exekutiert und verscharrt werden (bis auf die älteste Tochter, welche entkommt). Darunter zwei kleine Kinder! Die ganze Aktion wird noch schwachsinniger, wenn man den Gedanken durchspielt, sie hätten ihre Aktion erfolgreich und unentdeckt durchziehen können. Dann wären fünf unbescholtene Bürger aus ungeklärten Ursachen verschwunden. Keine Signalwirkung. Nichts.
3. Das Lebensumfeld des Sohns passt nicht zur Tat.Der Sohn ist Bauleiter, hat also einen guten Job, wohnt mit Frau und Tochter in einem gutsituierten Umfeld und seine Frau ist seit drei Monaten wieder schwanger. Dass jemand, der so fest im bürgerlichen Leben verankert ist, mit einer Wildwest-Aktion alles riskiert (Kinder tötet, die so alt sind wie das eigene!), erscheint mir unwirklich. Damit verlässt der Film die Realität und begibt sich auf eine reine Thriller-Ebene.
Dass die ausländische Familie so unspektakulär-sympathisch wirkt, hat auch den Vorteil, dass der Zuschauer seine eigenen Vorurteile und Dünkel gar nicht erst hinterfragen muss. Zum Nachdenken regt das überhaupt nicht an. Angucken, abhaken, schlafen gehen.
Als Thriller okay, als Film mit gesellschaftspolitischer Aussage viel zu eindimensional.