Review

Albert Pyuns Filme beklauen ja gerne zur Entstehungszeit populäre Kinohits und das waren hier „Halbblut“ und vor allem „Auf brennendem Eis“.
Es geht (wie in „Halbblut“) um die Benachteiligung der Indianer, die in einem Reservat leben und deren Rechte immer mehr beschnitten werden. Doch (wie in „Auf brennendem Eis“) hockt der Stamm auf den Rechten für die Erschließung des Landes, was einigen Firmenbossen nicht in den Kram passt. Als sich die Indianer gegen einen Verkauf aussprechen, ermordet man den ärgsten Verkaufsgegner mitsamt seiner Frau – und schiebt den Mord der Tochter in die Schuhe. Und weil wir hier bei Albert sind, reichen die Zeugenaussagen dazu aus, ein kleines Mädchen, welches das Messer gerade mal halten kann, in den Knast zu bringen.
Jahre später ist das Rhyia Shadowfeather (Rachel McLish), das kleine Mädchen von damals, erwachsen und soll verlegt. Doch der Transporter hat einen Unfall, Rhyia entkommt und sinnt auf Rache. Nach und nach rechnet sie mit den Mördern ihrer Familie ab…

Mit „Ravenhawk“ knallt Albert dem Zuschauer eine Art „Death Wish“ auf indianisch um die Ohren, der von seiner Unwilligkeit zeugt, sich hier mit etwas anderem als den Actionszenen zu beschäftigen. So läuft die Story streng nach Schema F ab und wird mit ein paar unmotiviert eingestreuten Wendungen gerade mal auf Spielfilmlänge gestreckt. Andrerseits bedeutet die Tatsache, dass Albert hier kein Herzblut rein gesteckt, sondern den Film einfach runtergekurbelt hat, dass man von pseudophilosophischen Diskussionen und ähnlichem Schrott verschont bleibt. Stattdessen wird der Plot zügig, überraschungsarm, aber auch ohne Längen abgespult.
Die Actionszenen hauen den B-Actionfan zwar nicht vom Hocker, doch Albert hat hier ein solides Hauen und Stechen inszeniert, das ein paar nicht ganz alltägliche Actionszenen bietet. So kämpft man hier auch mal kurz unter Wasser und recht oft zu Pferde (noch so eine Sache, die Albert aus „Auf brennendem Eis“ entliehen hat). Dank der soliden Kämpfe und Schießereien verzeiht man auch gelegentliche peinliche Einfälle, wie z.B. jene Szene, in der ein Bad Guy Rhyia lieber hinter seinem Pferd herschleift statt ihr den Fangschuss zu geben und sie dann aus dieser Position aufs Pferd springt (ade, ihr physikalischen Gesetze).

Weiterer Pluspunkt, der „Ravenhawk“ immerhin ins Mittelfeld katapultiert ist die ordentliche Inszenierung, welche zwar (*gähn*) optisch sehr an „Auf brennendem Eis“ erinnert, aber doch besser aussieht als die von vielen anderen Albert-Filmen. Vor allem die schönen Kamerafahrten bei den Szenen auf der Brücke über den Canyon sehen fast zu gut für einen so unambitionierten Albert-Film aus.
Im punkto Hauptdarstellerin lebt Albert mal wieder seinen seltsamen Frauengeschmack aus, auch wenn Rachel McLish immer nicht ganz so übel nervt wie Sue Price aus den „Nemesis“-Fortsetzungen – trotzdem hat sie noch nicht mal für 50 Cent schauspielerisches Talent. Der Rest der Besetzung ist solides Mittelmaß, wobei hier unter anderem B-Schauspieler Ed Lauter („Extreme Justice“, „Starship Troopers 2“), die Pyun-Spezis Nicholas Guest und Vincent Klyn sowie „Akte X“-Star Mitch Pillegi mit von der Partie sind.

Bleibt unterm Strich zügig gemachtes Mittelmaß mit wenig aufregenden, aber gut inszenierten Actionszenen, dass aber wenig von Alberts typischem Stil hat.

Details
Ähnliche Filme