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Ein dem Studentenalter knapp entwachsener Typ nutzt den Wochenendtrip seiner Freundin dazu, etwas zu tun. Etwas auf die Beine zu stellen. Ihr zu zeigen, was er kann. Also baut er auf dem Teppich im Wohnzimmer ein drei mal vier Meter großes Modell aus Pappmaché. Mit Türmchen und Fenstern, mit Giebeln und Dunstabzug. Als seine bessere Hälfte vom Ausflug zurückkehrt, staunt sie nicht schlecht, als sie hört, dass der titelgebende „Dave" schon seit drei Tagen sein Spielzeughaus nicht mehr verlassen hat. Doch die Sorge um den Geisteszustand ihres Freundes wird noch größer, als er ihr erklärt, dass er deshalb in dem Ding bleibt, weil er den Ausweg nicht findet. Denn sein Haus sei magisch und - einmal betreten - ein Labyrinth, ein „Maze". Die junge Frau holt sich, geistesgegenwärtig, kompetenten Ratschlag bei Freunden und Nachbarn und betritt, wenig geistesgegenwärtig, in größerer Runde „Daves" Bastelarbeit. Und schon ist man verloren in einem Irrgarten aus Pappe, der sich gegen Fluchtversuche mit unüberwindlichen Mauern und tödlichen Fallen wehrt.

„Dave Made a Maze" ist Spartenprogramm. Ein Märchen aus 1001 Nacht für Arthouse-Affine. Eine studentische Bastelei. Fantasy für Twens, die Hirngespinste nicht zwingend mit einem Pixel-Sturm verbinden und Handgemachtes zu schätzen wissen. Bill Wattersons Film ist anders. Und das ohne zu nerven oder sich zu allzu Hochtrabendem zu versteigen. Vielleicht doch ein bisschen „Unendliche Geschichte", ein wenig kindliche Illusion und ein Quäntchen unerwachsen.

Der sich hier empfehlende filmische Kammerspiel-Unsinn ist auf seine verquere Weise nichts anderes als ein frecher Kontrapunkt zum restlos durchkommerzialisierten Kinder- und Jugendkino der Sorte „Frozen" oder „Jumanji". Dabei ist die Zielgruppe selbstverständlich eine andere. Dieser sonderbare Fall von Origami-Einfall ist ein kleiner filmischer Happen für zwischendurch. Seine stellenweise zwar etwas ins Sinnfreie abdriftenden Figuren mögen bisweilen marionettenhaft und fremdgesteuert wirken, und doch türmen sie unbeirrt ein Kartenhaus auf, wohlwissend, dass es am Ende einstürzen wird. Denn das große „Aha", so ehrlich muss man sein, bleibt aus. „Dave Made a Maze" ist originell, wenn auch reines Postulat, nur Kopfgeburt und eben keine findige Ingeniosität. Man sieht allerdings die cineastische Hingabe. Man spürt die handwerklichen Mühen. Und die latente Respektlosigkeit. Wer wollte da überkritisch sein? 

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