Der aus dem Altersheim ausgebüchste Otto Schlien steht mitten in der Nacht in dem Haus des Frankfurter Kommissars Brix auf der Matte, um das alte Gemäuer und sich selbst in Brand zu stecken, erleidet zuvor allerdings einen Schwäche-Anfall. Auf dem Dachboden findet Brix noch in derselben Nacht das Skelett eines Kindes, welches dort vor Jahrzehnten unter den Holz-Dielen versteckt wurde. Bei seinen Recherchen kommt heraus, dass er ein ehemaliges Waisenhaus bewohnt, das in den 50ern von Schliens Mutter Eleonore geleitet wurde, die damals nach einem bösen Streich ihrer Schützlinge ums Leben kam... und anschließend wieder als Geist aus dem Jenseits zurückgekehrt ist und von ihrem Sohn verlangt hat, dass er ihr eines der für ihren Tod verantwortlichen Kinder als Opfer darbringt. Durch die Entfernung der Knochen in ihrer Grabesruhe gestört fährt Eleonore nun in Brix' Vermieterin Fanny, die es nun auf Schliens Enkelin Merle abgesehen hat... Okay, eines kann man den Verantwortlichen hinter der Kriminalfilm-Reihe "Tatort", die da als Quasi-Monolith bereits seit den frühen 70ern die hiesige TV-Landschaft dominiert wie kaum was anderes, ja nicht vorwerfen... und zwar, dass sie nicht ab und zu doch mal Risiken eingehen oder ein Experiment wagen würden. Das Format an sich ist halt flexibel genug, um mit Thiel und Boerne ab und zu auf lustig zu machen, mal 'ne komplette Episode in Mundart hinzuimprovisieren ("Babbeldasch") oder wie jüngst erst mit "Angriff auf Wache 08" ein Remake von John Carpenters "Assault on Precinct 13" abzuliefern. Nun aber einen bewussten Schritt in phantastische Gefilde zu tätigen und "Fürchte dich" als lupenreinen Horrorfilm daherkommen zu lassen, ist allerdings schon ganz schön mutig... und auch ganz schön dumm, denn auf die Art stößt man nicht nur den "Tatort"-Stammzuschauer vor den Kopf, der da doch zumindest eine erdgebundene Kriminal-Geschichte erwartet, sondern stellt sich auch gleich mal in direkte Konkurrenz zu einigen "richtigen" Genre-Vertretern, denen man als Fernsehfilmchen der Öffentlich Rechtlichen nix entgegenzusetzen hat. Mit Andy Fetscher hat man sich da zumindest noch einen Regisseur geholt, der dank "Bukarest Fleisch" und "Urban Explorer" tatsächlich über hierzulande rare Horrorfilm-Erfahrung verfügt, aber der bringt hier auch nicht mehr zustande, als nach Prokrustes-Manier ein paar gängige Versatzstücke, die üblichen Besessenheits-Motive und ein wenig "gruselige" Geisterfilm-Ikonografie in einen völlig unpassenden Erzähl-Rahmen zu zwängen, denn die Vielzahl von handelnden Figuren und die überkomplizierte, wirre Storyline lassen sich halt nicht mal eben so in starre 90 Minuten Laufzeit quetschen. Fetschers Inszenierung merkt man dabei durchaus an, dass er eigentlich schon Bock auf reines Genre-Entertainment hätte, was sich aber wohl nicht optimal umsetzen lässt, wenn einem der Intendant vom Hessischen Rundfunk im Nacken sitzt, weswegen hier vornehmlich Kinder-Fasching angesagt ist und auch die atmosphärisch angedachten Momente mit Blitz, Donner und viel Nebel bestenfalls noch unfreiwillig komisch wirken. Dem ziemlich abgeschmackten Stoff an sich und den von woanders her abgeschauten Geister-Auftritten lässt sich auf die Art jedenfalls kein Reiz mehr abgewinnen, weswegen die Chose auch prompt im hiesigen TV-Trash-Sumpf absäuft. Kurzum, "Fürchte dich" ist absolute Pferdescheisse, nach der man dem nächsten "normalen" 08/15-Fernsehkrimi förmlich entgegenfiebert...
2/10