Review

Eine Frau sieht rot im Frauenknast. Ein praktisch sleazefreier WIP-Film mit einer Ansammlung der fürchterlichsten Frisuren der Achtziger Jahre. Dies war der erste Frauenknastfilm, den ich gesehen habe, und wie es der Zufall will, sicher einer der untypischsten. Nun wieder betrachtet, muß ich sagen, daß er mir gar nicht so schlecht gefällt. Als WIP taugt er nicht allzuviel, aber als Rächerfilm in Knast-Setting ist er alles andere als schlecht. Ein paar Durchhänger in der ersten Hälfte, danach bietet er genügend Spannung (jedenfalls für mich, der nicht gerade auf Thriller und Actionfilme abonniert ist). Der Handlungsverlauf ist allerdings geradlinig und vollständig vorhersehbar. Die Damenbelegschaft könnte vom Aussehen her, wohl tatsächlich eher in einem Knast anzutreffen sein, als die übliche Fotomodell-Typen in WIP-Filmen. Insofern bedauert man nicht so sehr, daß es nicht viel Nacktes zu sehen gibt. Die Heldin erinnert manchmal vom Typ her an Farah Fawcett. Leider ist sie es nicht, sie hätte dieser Rolle wohl um einiges mehr Profil verliehen. Neben den krassen Fönfrisuren hätte man sich auch den Prince-Imitator bitte sparen können. Erwähnenswert die Szene der versuchten Vergewaltigung durch einen Wärter in der Isolierzelle. Man kann hier wohl nicht von einem Abkupfern der berühmten Einstellungen aus "Jackson County Jail" sprechen, sondern von einem offenen und legitimen Zitat. Wenn nicht der Prince-Verschnitt grauenhaft dazwischen geschnitten wäre, wäre dies wohl der Höhepunkt des Films, übrigens die einzige Szene wo die Gewalt vom Wachpersonal und nicht von der Knast-Bande bzw. der Rächerin ausgeht (wenn auch die Bande von der Gefängnisleitung offenbar zur Aufrechterhaltung der Ordnung toleriert oder sogar eingesetzt ist).
An dem Film sind außerdem noch zwei Dinge prinzipell kritisiert worden. Das eine ist die "luxuriöse" Ausstattung des Gefängnisses (Fitnessraum, Videospiele, usw.). Leute, das sind die 80er! Ich nehme an hier soll bewußt das progressive Gefängniswesen samt seiner Schattenseite - Toleranz gegenüber Drogen und Banden - angesprochen werden. Das andere ist die Tatsache der absurden Gerichtsverfahren am Beginn des Films (Notwehr bei Vergewaltigung wird als Totschlag zweiten Grades bestraft, und vor allem der Richter richtet über den Fall in dem sein eigenes Auto gestohlen wurde). Aus europäischer Sicht sicherlich unverständlich, aber der Ami-Schurkenstaat ist nunmal das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, und - wenn auch etwas überspitzt - ist dies wohl auch als Kritik daran zu sehen, daß diesbezüglich wirklich sehr viel möglich ist - übrigens ja auch eine Aussage von "Jackson County Jail" (btw. der zweite Knastfilm den ich gesehen habe).
"Vendetta" ist ein Film, der auch WIP-Kostverächter und Frauen gefallen könnte, wenn nur diese abschreckenden Haarmonstrositäten nicht wären...

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