Lucky (USA 2017)
„Die Zigaretten werden Dich eines Tages umbringen“, „Wenn sie das könnten, hätten sie es schon längst getan“, erwidert der 90-jährige Navy-Veteran Lucky (Harry Dean Stanton), der in einer texanischen Kleinstadt seinen geregelten Tagesablauf pflegt, bestehend aus morgendlicher Yoga zu Mariaci Klängen, dem Kaffee bei Joe (Barry Shabaka Henley), Quizshows im Fernsehen und abends eins, zwei Bloody Marys in der örtzlichen Kneipe. Ein kleiner Zusammenbruch am Morgen bringt Lucky die Erkenntnis, dass sein Leben endlich ist.
Die melancholische Komödie haben Logan Sparks und Drago Sumonja dem beim Dreh 90-jährigen Harry Dean Stanton (1926-2017) auf den Leib geschrieben und bescheren dem gefragten Nebendarsteller („Die Klapperschlange“ 1981, „The Green Mile“ 1999) kurz vor seinem Tod die 2. Hauptrolle nach „Paris Texas“ (1984), dem Meisterwerk von Wim Wenders, der Stantons Genie schon früh erkannt hat. „Lucky“ ist ein wunderbarer, kleiner Filme, in dem philosophischen Diskussionen mit lakonischem Humor geführt werden, die den Zuschauer der Endlichkeit seines Daseins vor Augen führen. Der unreligiöse Lucky hat nach einigen Tagen Bedenkzeit und einem überraschenden, wunderbaren Solo auf einer Mexikanischen Fiesta einen einfachen Rat parat, wie man sich mit seinem Schicksal abfindet, der allerdings nur den Betrachtern des Films verraten sei. U.a. Ed Begley Jr., Tom Skerrit und Regisseur David Lynch als einsamer Mann, dem die Landschildkröte entfleucht ist, erweisen mit ihren Gastauftritten dem großen Harry Dean Stanton die letzte Ehre. (9/10)