Review

Als ich mal wieder bei amazon nach neuen DVDs stöberte, stieß ich auf den Film „Final Examination“, der bei Paramount (dazu später mehr) auf DVD erschien. Das Cover ließ einen anständigen Thriller erhoffen, doch als ich weiter unten las, dass der Film von Fred Olen Ray (mal wieder unter seinem Pseudonym Ed Raymond unterwegs) stammt, konnte ich nicht wiederstehen und bestellte mir den Film. Als ich ihn daheim öffnete und sah, dass der Film unter den Fittichen von Royal Oaks Entertainment, die ja eigentlich 1999 von Phoenician Entertainment (ich sage nur „Agent Red“) abgelöst und seitdem nicht mehr aufgetaucht sind, entstand, wunderte mich gar nichts mehr ...

Der Film aus dem Jahr 2003, also noch ganz frisch, ist eine direct-to-video-Produktion. Wer Ray's Filmographie kennt, weiß, dass das keine Neuheit mehr ist. Der Mann wirft immer häufiger billige, schnell abgedrehte Thriller oder Erotikstreifen auf den Markt. „Final Examination“ ist eine Mischung, also logischerweise ein Erotikthriller. Dafür versammelte er seine Stamm-Stars um Kari Wuhrer, Bren Huff und Robert Donavan und drehte den Film in einem Hotel auf der Insel Hawaii. Das wir hier mal wieder mit Stock-Footage beworfen werden, ist denk ich mal selbstverständlich.

Zuerst zur Story. Detective Newman (Brent Huff in seiner ersten Hauptrolle) wird nach einer wilden, aber erfolglosen Verfolgungsjagd nach Hawaii versetzt. Dort angekommen, wartet auf ihn auch schon der erste Fall: Eine Mordreihe in einem Hotel sorgt für aufsehen. Bei den Opfern handelt es sich um Fotomodels, die für ein Männermagazin abgelichtet werden sollen. Alle gehörten einer bestimmten College-Verbindung an und trieben fünf Jahre zuvor ihre Mitstudentin Rachel in den Selbstmord. Zusammen mit seiner neuen Kollegin Julie Seska (Kari Wuhrer) macht er sich auf die Suche nach dem Täter ...
So ungewöhnlich das klingt, der Film ist spannend. Ray erhöht den Spannungsgrad bis zum Finale und hat einige nette Schockmomente eingebaut. Die Inszenierung ist sehr routiniert, die Optik gefällt und wirkt teuer. Als Drehort diente das Hilton-Hotel (!!) auf Hawaii, indem der Film auch zum Großteil spielt.
Während der Spurensuche und den leider etwas schlichten, unblutigen Mordszenen ziehen sich die noch lebenden Damen aus und zeigen, was sie haben. Es gibt drei Sexszenen, die mit der eigentlichen Handlung jedoch nichts zu tun haben. Aber Ray baut ja oft Szenen in seine Filme herein, die dort eigentlich nichts zu suchen haben. Vom einstigen Horrorspezi Ray hatte ich in Sachen Mord (Abschlachtung, Umbringen, Töten wie auch immer) deutlich mehr erwartet. Die Mordszenen sind unspektakulär und öde umgesetzt, hektisch geschnitten und nicht besonders einfallsreich.

Nachdem die beiden Cops den eigentlichen Täter (der Bruder von Rachel) gestellt und erschossen haben, meint man, der Film wäre zu Ende. Doch plötzlich stellt sich die Fotografin des Magazins als Schwester der damaligen Selbstmöderin Rachel heraus, und versucht, weiter zu morden. Sie wird im „Showdown“ von Brent Huff erschossen, aber der Film ist immer noch nicht aus. Ein weiterer Bruder erschießt den ehemaligen Professor seiner Schwester, da der Rachel geschwängert hatte. Das klingt zwar sehr wirr, doch die Story ist gut durchdacht und logisch. Die Wendungen sind überraschend und sorgen für die ein oder andere Überraschung.

Hauptdarsteller Brent Huff macht seine Sache wirklich ordentlich. Er kommt als Cop ziemlich cool und glaubhaft herüber. Kari Wuhrer spielt an seiner Seite eher gelangweilt, kein Wunder spielte sie schon in Kinofilmen mit. Wie sie sich in diese Videoproduktion verirrte, ist mir unerklärlich. Die restlichen, überwiegend weiblichen Darsteller, darunter Horror-Queen Debbie Rochon, sind auch annehmbar, wobei sie mehr mit ihrem Aussehen als mit ihrem Schauspieltalenten überzeugen.

Da das Budget dann doch sehr begrenzt war und man mit dem teuren Drehort Hawaii schon sehr groß aufgefahren war, musste man bei den Actionszenen sparen. Die zwei Verfolgungsjagden per Auto sind aus anderen Filmen „ausgeliehen“, wobei Ray diese gut in seinen Film hineingeschnitten hat. Bei der ersten Verfolgung in LA fällt der Klau nicht jedem auf, bei der zweiten Szene ist dies jedoch deutlich sichtbar. Ansonsten hält sich Ray mit dem Szeneklau zurück, und setzt mehr auf Thrill. Produziert wurde der Streifen von Andrew Stevens (nach einigen Kinoausflügen wieder im harten B-Moviealltag angekommen) und, man kann es kaum glauben, Albert Pyun. Pyun und Ray liefern sich ja seit Jahren ein Wettrennen um den Titel des schlechtesten Regisseurs. Doch Fred Olen Ray entfernt sich dank guter Filme wie diesem von seinem alten Image immer mehr.

Auch reichlich Humor ist dabei, Brent Huff bringt den ein oder anderen guten Spruch und auch die freizügigen Damen sorgen für manch (auch unfreiwilligen) Humor.

Warum der Film bei Paramount auf DVD erschien, wird wohl auch für immer ein Geheimnis bleiben. Auch wenn der Film nicht schlecht ist, so dachte ich, dass bei Paramount nur hochkarätige Blockbuster erscheinen. Die Bildqualität ist gut, leider hat die DVD keinerlei Extras. Immerhin kann man den Film auch in Englisch gucken, die deutsche Synchronisation ist erstaunlich gut gelungen.

Die Inszenierung von Fred Olen Ray ist souverän. Er bastelte eine tolle Optik, die das niedrige Budget verdeckt. Er zeigt, dass er Thriller inszenieren kann und steigert die Spannung nach dem freundlichen Anfang immer weiter. Der Film nimmt sich selbst nicht wirklich ernst, was man ihm (dem Film, Ray hält sich ja immer noch für einen großen Filmemacher !!) auch nicht übel nehmen darf. Trotzdem sehr ansehlich und keineswegs langweilig.
Nach „Air Rage“ und „Stranded“ der dritte guter Film vom Trash-Papst, der Ray's ansonsten eher mauen Filmographie einen weiteren Höhepunkt schenkt.


Fazit:
Erstaunlich spannender und intelligenter Thriller aus der unteren Preisklasse, der mit vielen klugen Wendungen und guten Darstellern überzeugt. Die Nacktszenen sind eher unpassend, aber durchaus ansehbar. Ich drück mal ein Auge zu und lasse den Szenenklau (der sich ja in Grenzen hält, man vergleiche mal andere Ray-Filme) nicht in die Wertung eingehen. Alles in allem ein routinierter Thriller, der vor schöner Kulisse mit einer spannenden Story zu überzeugen weiß und zu unrecht nur auf Video erschien.
Summasumarum (schreibt man das so ??) erhält meinn Namensvetter 7 von 10 Punkten.

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