Review

Das folgende Review enthält massive Spoiler, die bei der Analyse und Interpretation des Gesehenen meiner Meinung nach unvermeidlich sind. Entsprechende Stellen sind durch [S] und [/S] eingegrenzt, sodass diese von potentiellen Rezipienten ignoriert bzw. überlesen werden können.

Grundsätzlich mag ich Filme, die nicht nur darauf aus sind, den Zuschauer vom Alltag abzulenken, sondern auch eine ungewöhnliche Geschichte erzählen und / oder gesellschaftspolitisch Stellung beziehen. In diesem Sinne ist „Death laid an egg“ (die Übersetzung des italienischen Originaltitels und wesentlich aussagekräftiger als „Die Falle“) ein ambitioniertes Werk. Marco arbeitet nämlich in einer Hühnerschlachtfabrik, die seiner Frau Anna gehört, welche er aus finanziellen Gründen geheiratet hat, wodurch er sich vermutlich Macht und (wirtschaftlichen / sozialen) Einfluss versprach.

Tatsächlich rangiert er als Bediener der Schlacht- und Füttermaschinen nur 1 Stufe über den ehemaligen Arbeitern, die aufgrund des technischen Fortschritts überflüssig und entlassen wurden. [S] Sein Drang, aus der gutbürgerlichen Fassade auszubrechen und ein eigenverantwortliches Leben zu führen, manifestiert sich in einer Affäre mit Gabrielle, der mittellosen Cousine seiner Frau, sowie in makabren Rollenspielen mit Prostituierten. Ironischerweise werden ihm genau diese beiden Fluchtversuche später zum Verhängnis. [/S]

Desweiteren erkenne ich hier eine deutliche Ablehnung von Kapitalismus, Massentierhaltung und Fleischverzehr. [S] Die Hühnerfirma züchtet biologisch manipulierte Mutationen ohne Kopf und Flügel, sodass der Mehrwert an Fleisch und damit einhergehende höhere Firmengewinne gewährleistet sind. Außerdem kann man Marcos Interesse an gefaketen menschlichen  Hinrichtungen neben seiner Machtlosigkeit auch als direkte Folge seiner Abgestumpftheit gegenüber tierischem Leben betrachten. Und wie sehr er sein selbst gewähltes Schicksal verabscheut, erkennt man spätestens in der Szene, wo er die missgebildeten lebendigen Hühner brutal abschlachtet, weil deren Existenz genauso künstlich ist wie seine eigene. [/S]

Leider hat man bei der Besetzung des Protagonisten geschlampt, denn Jean-Louis Trintignant bleibt als Marco jederzeit unsympathisch und unzugänglich. Jean Sobieski, der einen seiner Kollegen spielt, wäre die deutlich passendere Wahl gewesen, zumal dessen Rolle viel besser zur spärlichen Mimik des eigentlichen Hauptdarstellers gepasst hätte. Der Score ging mir schnell auf die Nerven, wurde aber höchstwahrscheinlich bewusst so gewählt, denn dadurch finden die einzelnen, teilweise verstörenden Bilder und Handlungsmotive der verschiedenen Parteien eine akustisch angemessene Flankierung.

So bietet der Streifen oberflächlich ein durchdachtes Komplott vor reizvoller Kulisse, und rein auf dieser Ebene würde ich 1-2 Punkte weniger geben. Durch dessen subversive Kritik bekommt man jedoch etwas zu sehen, das länger im Gedächtnis haften bleibt als der durchschnittliche erste Eindruck – 7/10.

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