Die TV-Verfilmung von Stephen Kings erfolgreichem Frühwerk „ES“ gehört für mich zu den besten Nicht-Kino-Horrorstreifen. Tommy Lee Wallace, der zuvor eher durch einen extrem vermursten Halloween-Ableger auf sich aufmerksam machte, punktet in dem Zweiteiler von 1990 eher mit subtilem Terror als mit expliziter Gewalt. Besser hätte er sich stilistisch nicht festlegen können, denn auch die als schwer verfilmbar geltende Romanvorlage schlägt einen eben solchen Ton an!
In Derry, einer kleinen Stadt im Bundesstaat Maine, geht ein Kindermörder um. Bibliothekar Mike findet beim Schnüffeln an einem der Tatorte ein Foto von einem Opfer vor 25 Jahren und weiß sofort bescheid: „Es“ ist zurückgekehrt! Das Monster, was er und seine Freunde als Kinder vor eben dieser Zeit als besiegt geglaubt hatten, ist wieder da und hat sein altes Hobby wieder zum Beruf gemacht. Er erinnert sich an den damaligen Schwur der Gruppe, bei einem Wiedererscheinen des Monsters die Leute wieder zusammenzurufen und schon bald klingelt bei so einigen alt gewordenen Personen verstreut in alle Winkel der Welt das Telefon...
Eigentlich konnte man von amerikanischen TV-Produktionen noch nie besonders viel erwarten, gerade wenn man es mit einem Horrorfilm zu tun hatte. Von der Tatsache, dass es sich bei der Vorlage zum Streifen um einen gigantischen Wälzer aus der Feder von Stephen King handelte, wurde die Pre-Skepsis erst recht genährt, auch wenn diverse andere Regisseure zuvor bereits reichlich mit King-Verfilmungen punkten konnten.
Doch das Ergebnis überzeugte auf ganzer Linie: nicht nur, dass es Wallace schafft, sich sehr dicht an die Vorlage zu halten, serviert er dem Zuschauer reichlich übellaunigen Terror auf der Psychoschiene. Darüber hinaus glänzen nicht nur die jungen, sondern auch die älteren Schauspieler, die die Heldengruppe in zwei Zeitebenen vertreten müssen, auf ganzer Linie – Over the Top ist allerdings der wohl bekannte Mimik-Jongleur Tim Curry als Pennyswise, dem Monster in Clownsgestalt, der hier nicht nur den Kindern das Fürchten lehrt (man erinnere sich allein an die Anfangsszene, in der er hinter aufgehängter Wäsche hervorschaut)! Neben ihm sind hier bekannte B- und TV-Gesichter wie Richard Thomas, John Ritter, Anette O´Toole oder Jungstar Jonathan Brandis am Start. Der Film behält erfolgreich sein subtiles Konzept bis zum Finale bei, in dem es dann wirklich Mann gegen Monster geht. Mit stimmiger und bisweilen unangenehmer Musik, die thematisch voll auf das Böse im Film gemünzt ist, schön ausgewählten, atmosphärischen Schauplätzen und netten Effekten überzeugt „Es“ auf ganzer Linie. Trotz aller Subtilität kann das Horrorepos mit Überlänge stellenweise aber auch ziemlich klotzen und beschert dem Zuschauer auch die ein oder andere phantasievoll-eklige Szene, sodass niemand Angst haben muss, irgendwie im falschen Film gelandet zu sein. Die angewandte Kreativität, mit der das Buch in einen Film umgewandelt wurde, sucht auf dem TV-Sektor definitiv ihresgleichen, und auch an der allgemeinen Qualität des Streifens gibt es definitiv nix zu meckern!
Also unterm Strich für Horrorfans sowieso ein Mustsee und auch sonst ziemlich geistreicher, wie geschmiert laufender Psychoterror vom Allerfeinsten. Wirkt natürlich heutzutage etwas veraltet, aber wen juckt das schon...