Kaum ein Autor hat es auf so viele Verfilmungen seiner Werke gebracht, wie Stephen King. Die Qualität dieser Verfilmungen ist manchmal sehr hoch (z.B. „Misery“, „The Shining“), viel öfter allerdings mehr als niedrig (z.B. „Kinder des Zorns“, „Graveyard Shift“, „The Mangler“). Pikanterweise ist King selbst für einen der größten Flops in dieser Riege verantwortlich, als er sich 1985 das erste und letzte Mal als Regisseur versuchte. Das Ergebnis hieß „Trucks“ und ist wirklich nicht der Rede wert.
Sein Roman „Es“ ist über 800 Seiten stark und galt als unverfilmbar. Wenn man zudem bedenkt, dass sich Regisseur Tommy Lee Wallace mit der Inszenierung des grottigen Heulers „Halloween III“ seine ersten Sporen verdient hat und dass „Es“ eine TV-Produktion ist, könnte man denken, dass sich der Film in die Riege der mißlungenen King-Verfilmungen einreiht, doch: weit gefehlt!
Im Gegenteil. „Es“ ist eine der gelungensten Verflmungen eines King’schen Romanes. Dass „Es“ als TV-Miniserie konzipiert wurde, tut ihm gut, denn so gibt es kein 120minütiges Korsett, in das sich die Geschichte zwängen müßte. Stattdessen wird die Story in den 180 Minuten zwar etwas gestrafft, aber dennoch verhältnismäßig ausführlich erzählt. Dass „Es“ trotz eines für Filmverhältnisse geringen Budgets so gut aussieht, ist Regisseur Wallace hoch anzurechnen. In den meisten Szenen kann „Es“ mit der Optik von vielen Kinoproduktionen mithalten. Einfallsreiche Special Effects machen dies möglich. *SPOILER ANFANG* Nur ganz am Ende, als sich das Böse in einer spinnenähnlichen Form präsentiert, sieht man den FX das geringe Budget an. *SPOILER ENDE*
Auch die Besetzung des Films kann voll überzeugen. Da wären zum Einen die starken Kinderdarsteller, die in der ersten Filmhälfte brillieren, die schon stark an „Stand By Me“ von Rob Reiner erinnert (wahrlich kein schlechter Vergleich). Unter Ihnen: ein junger Seth Green, der später durch einen weiteren Horrorfilm bekannt werden sollte: „Scream“. Bei allem Respekt für die schauspielerischen Leistungen der erwachsenen Charaktere in der zweiten Filmhälfte, sind es gerade die Jugendlichen, die für die besonders packenden Momente des Filmes verantwortlich sind. Die bekannteren Darsteller sind in Filmhälfte zwei zu sehen. Auch hier hatten die Verantwortlichen ein geschicktes Händchen, denn natürlich hat sich kein Hollywoodstar in den Film verlaufen, doch eine Reihe guter und bekannter TV-Gesichter verkörpert den erwachsenen Club der Verlierer. Allen voran Richard Thomas und der mittlerweile verstorbene John Ritter liefern eine der besten Leistungen ihrer Karriere ab. Das „Gesicht“ des Filmes stammt aber von jemand anderem: Tim Curry, bekannt aus der „Rock Horror Picture Show“ stellt den bösen Clown Pennywise sehr überzeugend und diabolisch dar. Er schafft das Kunststück, in einem Moment witzig zu sein, doch im nächsten enorm bedrohlich zu wirken.
Unter den beschrieben Umständen ist es ein Glücksfall, dass „Es“ so gelungen ist. Genau das richtige Team hat sich an die Verfilmung des dicken Wälzers gemacht und nicht weniger erschaffen, als eine der besten King-Verfilmungen ever und zudem auch einen der besten TV-Filme. Gerade im manchmal zweifelhaften Oeuvre der King-Verfilmungen kann man „Es“ nur eine klare Empfehlung geben!
Fazit:
8,5 / 10