Jaja, der Roman Es nimmt auch heute noch eine Sonderstellung in Kings Universum ein, neben The Stand und dem Dark Tower Zyklus hat Es wohl die meisten treuen Fans, und das zurecht, denn das Buch ist wirklich ein Meilenstein ins Kings Karriere und eigentlich auch in der gesamten Horrorliteratur. Nie zuvor wurde so mit Ängsten gespielt, nie zuvor wurde der Schrecken so manifestiert. Als dann die Ankündigung einer Verfilmung anstand, waren die Reaktionen wahrhaftig gemischt. Wie sollte man ein 1200-Seiten Buch (mit relativ kleiner Schrift) verfilmen können, und dabei alle Aspekte mit reinbringen? Nun, das Ergebniss spiegelt das Buch eher schemenhaft wieder, bringt leider nur das allerwichtigste ins Geschehen, funktioniert als eigenständiger Horrorfilm allerdings sehr gut.
Nun muss man sich natürlich erstmal ins Geschehen finden, denn schon das Buch brachte sehr viele Namen ins Geschehen. Bill Denbrough ist ein eigentlich ganz normaler Junge, würde er nicht so tierisch stottern, weswegen er auch unter Belustigung "Stotter-Bill" bzw. "Stotter August" genannt wird; Ben Hanscom hat es wahrlich nicht leicht, erst stirbt sein Vater und dann wird er zusammen mit seiner Mutter auch noch von unangenehmen Familienmitgliedern aufgenommen, zudem ist er auch noch dick, was bei den Schul-Rowdys natürlich ein Nährboden für Streiche ist; Beverly Marsh ist das einzige Mädel der Truppe, sie wird von ihrem brutalen Vater tyrannisiert und zudem auch noch blöde angemacht von den Schulschlägern Henry Bowers und seinem Gefolge Patrick Hockstetter und Victor Criss. Der kleine Schwächling ist Eddie Kaspbrak, ein schmächtiger Junge mit Asthma und von seiner Mutter aufs schwerste gefürsorgt. Der Pausenclown der Truppe ist Richie Tozier, welcher mit seinen Witzen teilweise Lachsalven auslöst oder wegen Nervigkeit gemustert wird; Stan Uris ist ein Jude und gibt sich nicht zufrieden mit Tatsachen, die außerhalb der menschlichen Wahrnehmung liegen; und Mike Hanlon ist ein Schwarzer, der eben wegen seiner Hautfarbe auch bei Henry Bowers und Co. als nicht sehr beliebt gilt. Diese sieben Leutchen bilden den Klub der Verlierer, welcher sich gegen die Schulschläger erfolgreich mausert. Doch noch etwas verbindet die sieben, denn sie alle haben irgendwann einmal eine mysteriöse Gestalt gesehen, die sie fortan ES nennen, ein Wesen, welches meistens als morbider Clown oder anderen Manifestationen auftaucht und die Kinder irgendwann mal töten will. Tatsächlich ist ES (Oder wahlweise auch Pennywise) in regelmäßigen Jahresabständen für Katastrophen und Morde verantwortlich. Im Jahr 1960 nun bringt er Bills kleinen Bruder Georgie um und zeichnet auch noch für andere grauenvolle Kindermorde verantwortlich. Der Klub der Verlierer kann ES jedoch eines Tages in seiner Behausung, der örtlichen Kanalisation, besiegen und der Schecken scheint vorrüber, bis 30 Jahre später alles von Neuem beginnt und der Club der Verlierer; nun Erwachsene; sich verantwortlich sieht für die Zerstörung des Biests.
ES ist einer der wenigen TV-Filme nach Kings Vorlage, der durchaus mit Stars gespickt ist. John Ritter als erwachsener Ben dürfte einigen bekannt sein und Richard Thomas als erwachsener Bill dürfte den meisten noch als John Boy in der Serie "Die Waltons" ein Begriff sein. Daneben agiert auch noch ein ziemlich junger Seth Green als junger Richie und der Bekannteste Schauspieler des Films ist wohl zweifelsohne Tim Curry als Pennywise. Größenteils agieren die Schauspieler auch sehr gut, es gibt nur ein, zwei Ausnahmen die dann doch eher durchschnittlich agieren, ja die jungen Darsteller spielen die erwachsenen sogar an die Wand, und das ist für einen Film schon sehr ungewöhnlich!
Und, um mal die Anschaulichkeit der weggelassenen Handlungen des Buches zu erläutern, folgend ein paar nicht im Film vorhandene Themen des Buches:
- Der Zyklus in dem ES erscheint ist eigenartiger Weise ein 30-Jähriger Abstand, im Buch sind es 27 Jahre. Grund war einzig die Tatsache, dass man den Film dann 1990 spielen lassen kann.
- Äußerst viele der anderen, meist charakteristischen Morde an Kindern wurden vollkommen ausgelassen.
- Einige der Zwischenerlebnisse zwischen dem Club der Verlierer und Henry Bowers Truppe werden nie erwähnt, so wird zum Beispiel nicht unbedingt klar, dass besonders Mike und Henry ein gespanntes Verhältnis haben, Henry hat sogar Mikes Hund vergiftet.
- Die gesamte Vorgeschichte von ES (Also Pennywise) wird ebenfalls nicht erwähnt. Die Angelegenheit mit der außerirdischen Abstammung wird nie angesprochen.
- Auf dem Weg fehlt auch die Szene mit dem Rauchloch, in der Mike Und Richie in die Vergangenheit gezogen werden und sehen wie ES auf die Erde kam.
So, ich will mich jetzt nicht ewig auf diverse Tatsachen dieser Art beruhen, dass würde Stunden dauern. Für den normalen Zuschauer, der das Buch vielleicht höchstens mal beim scrollen durchs Internet gesehen hat, ist der Film wahrscheinlich erste Güte. Für jemanden, der das Buch asuwendig kann, tun sich hier mitunter Abgründe auf, wenn ganze Handlungsstränge fehlen und die eigentliche Auflösung um das Ungeheuer ebenfalls fehlt. Auch die alptraumhafte Darstellung des Buches fehlöt hier mitunter völlig, wenn Patrick Hockstetter zum Beispiel von fliegenden Blutegeln angegriffen wird. Gut, das hätte bei einer Fernsehproduktion Anno 1990 vielleicht auch ein bisschen komisch ausgesehen. Überhaupt bewegt sich die Tricktechnik auf dem schmalen grad von Augsburger Puppenkiste und Sinbad. Wenn Pennywise in den Abgrund gezogen wird sieht das wirklich seeehr komisch aus und die Plastikspinne am Ende hätte man sich auch stecken können. Das Blut sieht recht ordentlich aus und auch die Darstellung des Clowns ist manchmal echt beängstigend. Wer keine Angst bekommt wenn Pennywise aus dem Abfluss der Dusche kommt und erstmal seine Zähne präsentiert, der ist wohl gegen alles abgehärtet.
Die Musikuntermalung grenzt an Kultverdächtigkeit. Wenn die fröhliche Kindermucke mit einem morbiden Unterton in Erscheinung tritt, kann man lachen oder zittern. Der Film spielt recht gut mit Ängsten, gegen das Buch kommt das aber nichtmal ansatzsweise an. Auch das Ende kommt etwas aprupt und für gekonnte Zuschauer ist das Ende eh das schwächste seit langem. Da treten Erwachsene wie die Irren auf eine Spinne ein und John Boy reißt dem Vieh in beherzter Gier das Herz raus. Das wirkt etwas... nun, aufgesetzt vielleicht. Das Ende macht eh fast alles kaputt, so schnell und relativ ungläubig ohne finale Auflösung. Naja.
Fazit
Für Zwischendurch-Gucker ein sehr guter Horrorfilm, für Buchleser wahrscheinlich nicht unbedingt der Olymp. ES überzeugt als gruseliger Horrorfilm, ein direkter Vergleich mit dem Buch sollte man jedoch vermeiden, denn wenn man nach Buchtreue geht verdient der Film allerhöchstens 6/10. Aber als eigenständiger Horrorthriller gibts 8/10, also kommen wir grob gerechnet auf umgerechnet:
7/10