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Mit „Victor Crowley", dem vierten Teil der Hardcore-Splatter-Reihe „Hatchet", lieferte Regisseur und Drehbuchautor Adam Green wohl die größte Überraschung des Fantasy Film Fest 2017. Denn eigentlich hatte die Reihe mit dem dritten Teil ihren erzählerischen Abschluss gefunden. Aber alteingesessene Horrorfans wissen ja, dass Serienkiller gerne wieder mal auferstehen - insbesondere untote. Und so metzelt sich der entstellte Killer, ein weiteres Mal von Kane Hodder dargestellt, durch eine weitere Gruppe unvorsichtiger junger Leute. Und das fällt erstaunlich atmosphärisch und spannend aus.

Im Gegensatz zu den beiden vorherigen Fortsetzungen, die entweder ins extrem Schrille abgedriftet (Teil 2) oder viel zu humorlos (Teil 3) dahergekommen waren, findet der vierte Film über das Monster in den Sümpfen Louisianas ein nahezu perfektes Mittelmaß zwischen durchgeknalltem Humor, der gerne auch niveaulos-derb wird (die absurde Anfangsszene mit dem missglückten Heiratsantrag!), und atmosphärisch dichter Spannung, die mit gut variierten Genre-Versatzstücken und effektiven Schockszenen zu fesseln weiß. So fällt diesmal der Sumpf als Kulisse ein wenig zurück, da sich der Großteil des Films im Wrack eines abgestürzten Flugzeugs abspielt - das dummerweise mitten in Crowleys Revier gelandet ist. Durch dieses chaotische, beengte Setting entwickelt sich schnell eine klaustrophobische, sogar leicht psychologisch unterfütterte Hochspannung: Innen steigendes Wasser und einander übel gesinnte Figuren, draußen der monströse Crowley, der eindrucksvoll wie eh und je jeden zerfetzt, der ihm in die Hände fällt.

Womit wir bei einem zentralen Thema der Reihe wären: der Gewaltdarstellung. Fans dürften schon mit der Einleitungsszene aufjauchzen: Nicht nur, dass eine typische Genre-Klischee-Szene (ein Pärchen wird von einem mysteriösen Fremden gewarnt) brachial aufgebrochen wird, auch die Gewalt fällt so blutig und bestialisch aus wie in den Vorgängern. Zerstückelte Körper, sprudelndes Blut und zerfetztes Fleisch, wo man nur hinsieht. Insgesamt fällt der Bodycount allerdings etwas geringer aus als in den bisherigen Filmen, was dafür aber durch eine stimmige Atmosphäre und gelungene Spannung ersetzt wird. Einziger Wermutstropfen sind die bedeutend schlechter gewordenen Computer- und Ekeleffekte. Hier merkt man dem Film seine begrenzten finanziellen Mittel ebenso an wie in der (elegant und effektiv) umschifften Absturzszene des Fliegers.

Dafür gefällt „Victor Crowley" wieder mit dem richtigen Maß zwischen packendem Horror (besonders eine Schockszene im nächtlichen Schuppen dürfte selbst eingefleischten Fans kurz das Blut gefrieren lassen) und teils schrillem Comichumor, herrlicher Selbstironie, wenn etwa zwei Figuren darüber streiten, welche Erklärung jetzt die beste dafür wäre, dass der eigentlich endgültig besiegte Crowley doch wieder auferstehen konnte, und so pechschwarzem Witz, dass einem das Lachen im Halse stecken bleibt - wenn etwa einer im Flugzeug eingeklemmten Schwangeren der Skalp ihres von Crowley zerhackten Geliebten ins Gesicht geschleudert wird.

Insgesamt besticht der vierte Teil durch eine weitgehend packende Atmosphäre, effektive Schocksequenzen, hammerharte Gewalt und mehr Spannung, als es die Vorgänger insgesamt geschafft haben. Damit wird er mit Leichtigkeit zum besten Teil seit dem großartigen Original. Und das gerade weil er fast alle üblichen Slasher-Gewohnheiten über Bord wirft und phasenweise mehr ein Survival-Schocker als ein Hardcore-Splatter ist. Und dank eines eigentlich obligatorischen, aber doch sehr erfreulichen Gastauftritts am Ende darf der geneigte Fan gespannt sein, ob es einen weiteren Film in dieser so garstig guten Reihe geben wird.

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