Poor Little Rich Girl (1965)

Allzu typischer Warhol-Film, bei dem Sternchen Edie Sedgwick nochmal in Großaufnahme zu sehen ist, und zwar unentwegt. Zunächst verwaschen, dann als junge Frau eindeutig zu identifizieren.

In der Tradition des 68er-Avantgarde-Kinos ("Weg zum Nachbarn", "Funeral Parade of Roses", "Take me naked", auch "Screen Test", unvergessen "Tausendschönchen"), stilistisch zwischen Aktionismus, Beatnik und Nonkonformismus, exentiell und dabei wie alle Warhol- Schinken sehr viel anspruchsvoller, als man zunächst vermuten könnte ...

Warhol richtet das Augenmerk einzig und allein auf den Protagonisten (in dem Fall -/in), durchaus nicht ungewöhnlich, ungeschönt, wie das eben so seine Art ist.

Er fungiert dabei selbst als Fashion-Queen und Diva, wie üblich, auch wenn er selbst nicht zu sehen ist, setzt Akzente und schafft es durch die minimalistische Aufmachung und Kameraarbeit seinem Werk die nötige Tiefe einzuhauchen. Warhol erfindet das Kino dabei stetig neu ...

Wie drückte es der Laie in der fiktiven Biographie "Factory Girl" noch so treffend aus: Wir versuchen alles möglichst schlecht zu machen, das aber möglichst gut ...

Von jeglicher Art Trash sind wir jedoch hier meilenweit entfernt. Eher ein besonderes, auch spezielles, dabei sehr ästetisches Kunstwerk/ Poträt / Essay einer vermeintlich drogenabhängigen Muse, dem wie dem Künstler selbst, ein leicht autistischer Zug innewohnt.

Man mag sich fragen was Warhol wohl am Medium Film gereizt haben mag. "Poor Little Rich Girl" ist ähnlich schlicht wie seine Pop-Art, nur sehr viel avantgardistischer und dementsprechend schwerer zugänglich.

Edie nutzt in dem Fall das volle Potenzial des Kinos für sich. Monroe, die Diva, Petra von Kant im Fassbinder'schem Bewusstsein ...

Auf dem Höhepunkt der LSD-Welle ("Le Revelator"), schuf Warhol ein begrenzt psychedelisches oder surreales Kunstwerk, das mehr durch seine Bildsprache beeindruckt, denn durch bahnbrechende Innovation oder Effekte. In der Chronik aller Warhol-Ergüsse rangiert "Poor Little Rich Girl" im oberen Mittelfeld.

Soll heißen: Der Meister hat mal wieder ganze Arbeit geleistet ! Sowohl aus filmischer Sicht, als auch künstlerischer Ebene interessant ...

7.5/10