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iHaveCNit: Fighting with my Family (2019)
04.05.2019

Saraya Jade-Bevis, besser bekannt als WWE-Wrestlerin Paige hat mit ihren aktuell 27 Jahren bereits eine bewegte Karriere hinter sich. Sie stammt aus einer Wrestling-Familie, in der jeder aktiv im Ring steht. Auf der Grundlage der gleichnamigen Dokumentation hat Stephen Merchant das Drehbuch geschrieben und den Film inszeniert, der unter anderem auch von Dwayne Johnson und WWE Studios produziert worden ist. Und der Film ist ein sehr vielschichtiges und sympathisches Porträt dieser Familie und vor allem Paige geworden.

Jeder in der Familie Bevis ist Wrestler. Der Vater tritt als Ricky Knight auf, die Mutter als Sweet Saraya Knight, der Bruder als Zac Zodiac und die junge Saraya Jade-Bevis als Britani Knight. Die beiden Geschwister Zac und Saraya haben einen großen Traum – einmal von der WWE entdeckt zu werden und groß rauszukommen. Es kommt auch dann zu einem Tryout, bei dem jedoch nur Saraya, die fortan den Ringnamen „Paige“ trägt, die große Chance erhält, in die Staaten zu reisen und im WWE Performance Center für die „Farmliga“ NXT zu trainieren. Das wird für sie, ihren Bruder und auch ihre Familie eine große Herausforderung.

Der Film ist eine sehr bodenständige und vielschichtige Geschichte geworden. Wir haben es mit einem Familiendrama, einer Aufsteigerstory, einer Coming-of-Age-Geschichte, einem Biopic und auch einem Wrestlingfilm zu tun, bei dem die Mischung aus Drama und Humor super ausbalanciert ist. Die komplette Darstellerriege macht einen tollen Job. Florence Pugh als Paige ist in der Hauptrolle gut besetzt wie auch Nick Frost, Lena Headey, Jack Lowden und Vince Vaughn. Der Regisseur Stephen Merchant wie auch Produzent Dwayne Johnson lassen es sich auch nicht nehmen, kleine Auftritte zu absolvieren. Die Charakter sind sehr toll und vielschichtig geschrieben, so dass es vor allem bei Paige während des Films keine klare Aufteilung gibt, ob sie jetzt gut oder böse ist – im Wrestling-Jargon würde man von einem „Tweener“ sprechen. Der Film geht zu Herzen und ist eine tolle kurzweilige Unterhaltung. An machen Stellen nimmt er sich manchmal ein wenig zu viel kreative Freiheiten heraus und er spart auch einige Stationen von Paige komplett aus, aber damit schafft man einen runden Film, der sich anfühlt wie ein flüssiges, vielseitiges Wrestling-Match, das man sich immer und immer wieder gerne anschaut.

Paige hat in ihren jungen Jahren einen großen und erheblichen Einfluss daran, dass die WWE sich im Bereich des Damen-Wrestling (sieht man mal über ein paar gute Matchserien von unter anderem Trish Stratus, Lita und Mickie James hinweg) stark weiterentwickelt hat. Denn lange Zeit war den Damen kaum Sendezeit zugestanden worden und es waren eher Models ohne großes Wrestlingtalent, die in leicht fragwürdigen Strip-Matches, Pudding-Wrestling, Kissenschlachten und Backstage-Segmenten eingesetzt worden sind. Mit der Ankunft von Paige und diversen anderen talentierten Wrestlerinnen wie Charlotte Flair und Becky Lynch und vielen anderen aus dem Indy-Sektor sind extrem viele Meilensteine erreicht und Barrieren eingerissen worden. Matcharten, die bisher nur den Männern vorbehalten waren, sind nun auch mit Frauen besetzt – Von Iron-Man-Matches, Hell-in-a-Cell, Leitermatches und dem Royal Rumble ist alles mit dabei. Selbst Kampfsportgrößen aus dem MMA-Bereich wie Ronda Rousey lassen es sich nicht nehmen, in die WWE zu kommen. Dieser „Womens Revolution“ hat man es auch zu verdanken, dass es im letzten Jahr die erste Großveranstaltung nur mit Frauenmatches gab und beim ansonsten immer männerdominierten Haupt- und Abschlussmatch von Wrestlemania in diesem Jahr erstmals die Frauen die Show beenden durften. Umso tragischer ist, dass Paige aufgrund von Nackenverletzungen und Suspendierungen nie wirklich aktiv am Erfolg dieser „Womens Revolution“ teilnehmen konnte und bereits in ihren jungen Jahren nicht mehr aktiv als Wrestlerin im Ring stehen darf. Das hält die WWE und Paige aber nicht ab, sie noch als On-Air-Persönlichkeit einzusetzen. Paiges Einfluss und ihre bewegte Karriere wird sie sicherlich irgendwann auch einmal in die Ruhmeshalle der WWE, die Hall of Fame bringen. Für ein kleines junges Mädchen aus Norwich, England das im Alter von 13 Jahren mit dem Wrestling begonnen hat, wäre das die absolute Krönung. Und dieser Film ist in gewisser Art und Weise auch ein Denkmal für Paige geworden.

„Fighting With My Family“ - My First Look – 9/10 Punkte.

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