Review

Alki, Querschnittsgelähmter, Künstler, Mensch

Gus Van Sant ist ein Hit or Miss-Regisseur - wenn liefert, dann kann dabei ein Meisterwerk ala "Good Will Hunting" herauskommen; wenn er scheitert, dann oft brachial wie mit seinem "Psycho". Mit dem biografischen Drama über den querschnittsgelähmten Alkoholiker und Karikaturisten John Callahan setzt er sich zum ersten Mal qualitativ zwischen die Stühle. Den Ausschlag minimal Richtung positiv machten für mich im Endeffekt die Darsteller - wenn ein Film derart gut gespielt wird, dann kann man ihn nicht mittelmäßig oder gar tiefer ansiedeln. Allen voran Joaquín Phoenix, der einmal mehr beweist, dass er einer der ganz Großen ist. Egal ob als Trinker oder im Rollstuhl, ob geläutert oder am Boden, ob fröhlich oder niedergeschmettert vom Leben und der eigenen Sucht - er macht den Unterschied und schultert eine heftige Geschichte, einen wunderbar komplizierten Charakter. 

Doch auch seine Kollegen machen ihre Sache mehr als beachtlich. Von Mini-Auftritten wie den des Udo Kier, den man immer sehr gerne sieht, oder etwas größeren Nebenrollen wie Jack Black, dem einige der emotional heftigsten Reaktionen gehören - wo man nur hinschaut oder hinhört: es lohnt sich und man wird erstaunt. Bei dem kaum wieder zu erkennenden Jonah Hill sollte man sogar klar an eine Nominierung für den Goldjungen als bester Nebendarsteller denken. Er spielt so gut wie nie und verschwindet komplett in seiner komplexen Figur. Er zieht alle Aufmerksamkeit auf sich ohne zu nerven oder zu übertreiben. Ganz großes Klasse! Ansonsten hat das erzählerisch etwas gewöhnungsbedürftig-sprunghafte Drama noch seine bestechende Mode auf seiner Seite und etliche schwere Themen, denen am Ende doch erstaunlicherweise eine motivierende Leichtigkeit abgeknüpft wird. Das muss man erstmal hinkriegen. Weniger toll ist, dass die einzelnen Zeitabschnitte nicht immer klar voneinander abgrenzbar sind, viel gequatscht und wenig getan wird und der Tonfall manchmal sogar ins Predigende und Schmalzig-Philosophische abrutscht. Desweiteren scheint das Ziel der Geschichte nicht immer klar und der Weg manchmal kurvig und verschwommen, wodurch etwas zögernd auf der Stelle getreten wird. Dann zumindest meist mit lässig-trockenem Humor, der den immer wieder eingeschobenen Karikaturen sehr nahe kommt und wirklich Spaß macht, auflockert, nicht hollywood-alltäglich ist. 

Fazit: Gus Van Sant kann es doch noch - herausragend gespielt, nicht immer ganz rund erzählt, doch nie völlig vom Weg abgekommen. Biopics könnten ruhig öfters so sein. Untypisch und nur durch ein paar predigende und plätschernde Phasen nicht noch besser. Phoenix allein reißt einiges raus!

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