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Mit „Salaryman Kintaro“ (SK) nahm Takashi Miike ein weiteres mal die Aufgabe an einen Manga zu verfilmen. Nun stehen Miikes Auftragsproduktionen nicht gerade in einem guten Ruf und oftmals ließt man das sie nur dazu da wären um Geld für seine „eigenen“ Filme reinzubringen. Wer weis in wie weit das tatsächlich stimmt, das deswegen aber automatisch alle Auftragsproduktionen schlecht und liebloser Mist wären, dass stimmt auf keinen Fall.
Des weiteren muss ich wohl auch gleich erwähnen das ich den Manga, der dem Film zu Grunde liegt, nie gelesen habe und dementsprechend auch keine großen Vergleiche ziehen kann.
Aber auch ohne das lässt sich die Geschichte von SK gut als Mangastorie erkennen. Dazu ist es erst einmal wichtig zu erklären, dass Manga in Japan nicht nur von Kindern sondern auch im gleichen Maße von Erwachsenen gelesen werden. Eine besonders beliebte Zeit ist da die allmorgendliche Pendelei mit U- und S-Bahn zum Arbeitsplatz.
Vor diesem Hintergrund wird auch deutlich warum sich ein Manga der von einem heroischen Büroangestellten (Nichts anderes bedeutet der Begriff Salaryman. Das weibliche Pendant dazu wäre übrigens die Office Lady, aber das nur als kleine Zusatzinformation am Rande) der sich gegen das korrupte System auflehnt solch einer Beliebtheit erfreut.
Der Film beginnt dann auch erst einmal recht comichaft. Wir bekommen Kintaro als den super Kerl vorgestellt, der sich auf dem Weg von sportfest seines Sohnes zur Arbeit auch schon mal laufend auf der Straße umzieht. Ganz wie Superman in seiner Telefonzelle. Recht bald verschwinden derartige Ansätze aber wieder und machen einem ernsten Film platz in dem die beiden Hauptstränge, die Polit-Krimi-Korruptionsgeschichte und einige Beziehungskisten nebeneinander her laufen und sich quasi immer abwechseln. Dabei fällt ersterem aber deutlich mehr Zeit zu. Leider gelingt es nicht wirklich beides harmonisch mit einander zu verknüpfen, es bleibt immer dieser Paralleleindruck. Dabei spitzt sich die Geschichte immer weiter zu und steuert kontinuierlich einem großen Finale entgegen. Um richtig Stimmung für dieses zu machen müssen die Guten natürlich immer herber Schläge einstecken. Dabei gelingt es Miike sogar richtig gute Spannungspunkte zu setzen, wenn z.B. Kintaro plötzlich die Erkenntnis ereilt das sein Sohn in Gefahr ist und ihn warnen will. Auch lässt sich Miike, der den Film bis dahin recht bodenständig inszeniert, zu einer ersten kleinen Spielerei hinreißen, wenn die Bombe im Büro explodiert und mit ihrer Sprengkraft nicht nur die Einrichtung, sondern auch gleich den Film selbst demoliert. Ein netter Gag, aber leider bei dem bisherigen Stiel irgendwie unpassend.
Das ganze relativiert sich aber zum Ende wenn plötzlich die gesamte, bis dahin so ernst aufgebaute, Geschichte wieder zum comichaften des Anfangs zurück kippt und Kintaro zum großen Rachefeldzug seine ehemalige Mottoradgang zusammentrommelt. Das sind dann glatt weg man so viele, dass sogar die Erde anfängt zu beben wenn sie anrollen. Und auch inszenatorisch darf sich Miike jetzt etwas austoben. Es gibt grobkörnige Zeitlupen, ordentlich farbgefiltert und Lichtspielereien.
Das ist zwar schön anzusehen, tut dem Film aber nicht unbedingt gut. Mir hätte es weitaus besser gefallen wenn die ernste Linie konsequent bis zum Ende durchgehalten worden wäre. Irgendwie macht es so die aufgebaute Stimmung kaputt. Nicht desto trotz hat das Ende noch eine kleine Überraschung zu bieten, ist aber natürlich genau das schmalzige Happy End was man erwartet und was eine Salaryman früh morgens in der U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit gern lesen möchte. Es ist und bleibt halt doch eine Mangaverfilmung.
So hat „Salaryman Kintaro“ zwar sicherlich einige Schwächen und ist sicherlich kein „must see“, aber dennoch ein guter Film den man sich ruhig ankucken kann.

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