"Der Hund von Baskerville" zählt als das Aushängeschild der Arthur Conan Doyle Ära, keine seiner Geschichten wurden öfter verfilmt. In der fünfteiligen Spielfilmreih produziert von Granada Television wurde er direkt nach "Im Zeichen der Vier" gedreht und stellt ausgerechnet den schwächsten Part der Reihe da. Im Gegensatz zu anderen Verfilmungen wurden aber sehr wenige Änderungen vorgenommen, zum Beispiel tritt Dr. Mortimer hier bei den Ermittlungen öfter in den Fordergrund. Doch insgesamt fällt die Verfilmung des Serienregisseurs Brian Mills sehr mäßig aus, schon die FSK 6 Freigabe darf den Zuschauer stutzig machen.
Vor kurzem starb Sir Charles Baskerville (Raymond Adamson) unter mysteriösen Umständen, nun tritt Sir Henry (Kristoffer Tabori) das alleinige Erbe an. Doch jemand scheint ihm nach dem Leben zu trachten, weswegen sein Freund Dr. Mortimer (Alastair Duncan) den Meisterdetektiv Sherlock Holmes (Jeremy Brett) auf die Sache ansetzt. Doch der entsendet zunächst nur seinen treuen Kumpan Dr. John Watson (Edward Hardwicke). Doch Holmes ist insgeheim dem Mörder schon auf der Spur, welcher mit Hilfe eines monströsen Hundes sein Werk verrichtet. Hat etwa der aus dem Knast entflohene Massenmörder Selden (William Ilkley) etwas mit der Sache zu tun ?
Fans dürfte es zumindest munden, dass sich John Hawkesworth und T.R. Bowen bis auf ein paar Ausnahmen, sehr an Doyles Novelle halten. Die größte Veränderung dürfte sich auf Dr. Mortimer beschränken, welcher hier mehr in die Ermittlungen involviert wird. Oder der entflohene Sträfling Selden bekam nie eine Gehirnoperation. Doch ansonsten findet der Leser eine erfreulich detailgetreue Verfilmung vor, die leider viel zu lang geraten ist. Auch ist Sherlock Holmes hier sehr lange abwesend und Watsons verschiedene Konversationen mit potentiellen Verdächtigen, sind nicht immer interessant. Es mag auch daran liegen, dass mittlerweile wirklich so gut wie jeder die Story kennt und langsam Abnutzungserscheinungen auftreten. Vielleicht wären einige zusätzliche Änderungen doch angebracht gewesen. Und man merkt hier den kleinen Geldbeutel in vielen Szenen, vor allem der Hund wirkt kaum furchteinflößend. Obwohl die Kulissen hier auch hübsch altmodisch gehalten sind und der Nebel ordentlich übers Dartmoor wabern darf, so fehlt dieser Verfilmung auch optisch das gewisse Etwas. Gerade die gruseligen Elemente der Geschichte kommen kaum zum Tragen.
Aber genügend falsche Fährten wurden auch hier gelegt, um den Zuschauer im Falle von Nichtkenntnis der Geschichte ordentlich aufs Glatteis zu führen. Holmes hat hier trotz seiner langen Abwesenheit einige Nüsse zu knacken, während Watson fast zur Untätigkeit gezwungen ist. Holmes Kombinationsgabe und seine ungewöhnlichen Methoden zur Lösung eines Mysteriums kommen gut zur Geltung. Man hätte aber sichtlich besser daran getan, sich nicht so lange mit Nichtigkeiten aufzuhalten, einige Dialoge hätte man ohne Probleme weglassen können und dafür die gruseligen Szenen etwas intensivieren sollen. So bleiben immerhin Jeremy Brett (Der Schrecken der Medusa, My Fair Lady) als Sherlock Holmes und Edward Hardwicke (Oliver Twist, Enigma - Das Geheimnis) als Dr. Watson in guter Erinnerungen, denn dieses Dream Team vermag dem Zuschauer in allen Situationen zu gefallen. Überhaupt dürften die Darsteller wohl der größte Trumpf dieser Verfilmung sein, denn hier sind Beanstandungen fehl am Platz.
Ausgerechnet diese berühmte Geschichte ist nicht unbedingt geglückt, es bleibt eine etwas lasche Verfilmung mit sehr geringem Gruselanteil. Obendrein ist die Chose zu langatmig umgesetzt, nur die Darsteller wissen durchweg zu gefallen. Die eigentliche Story wird schön verzwickt wiedergegeben, Freunde komplexer und altmodischer Krimis werden ihre Freude haben.