Purer Antisemitismus - geschickt getarnt als relativ einfach gestrickter, ordentlich inszenierter, gut gespielter und durchaus unterhaltsamer Spielfilm, dessen Produktion Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels höchstpersönlich beaufsichtigte - das ist "Jud Süß", und auch wenn ohne Frage der Zahn der Zeit an diesem Vorbehaltsfilm genagt hat, an dem sich eindeutig die Geister scheiden, kann er auch heute noch aus rein handwerklicher Sicht auf ganzer Linie überzeugen.
Hier wird ganz bewusst das falsche Bild des Großzügigkeit vorgebenden, in Wirklichkeit jedoch nur macht- und geldgeilen, durchtriebenen, verlogenen und feigen Juden vermittelt, der die Arbeiterklasse ausnimmt und -beutet, personifiziert durch die Figur Oppenheimers, auf dessen eigentlich wahren Leben der Film basiert. Allerdings interpretierten die Nazis seine Geschichte zu ihren Gunsten und dichteten fröhlich hinzu und ließen dort wieder etwas weg. Man könnte es natürlich als künstlerische Freiheit bezeichnen, welche durchaus ihre Berechtigunng, ja sogar Notwendigkeit besitzt, oder man sieht den Tatsachen ins Auge und nennt es einfach gezielte Manipulation, was gegenwärtig bei einem Großteil der Bevölkerung glücklicherweise nicht mehr funktionieren dürfte. Das demonstrative Ende spricht für sich.
Erinnerung ist gut und wichtig, selbst in der heutigen Zeit, aufgrund seines eindeutig antisemitschen Charakters halte ich "Jud Süß" als Mahnmal oder Lehrfilm jedoch für vollkommen ungeeignet. Dann doch lieber "Nacht und Nebel"!