Die Erneuerung der Macht...?
Nachdem man mit "The Force Awakens" auf Nummer sicher gegangen war, das muss selbst ein Fan des Films (wie ich) zugeben, war die größte Frage vor Episode 8: wird Rian Johnson sich mehr trauen, werden neue Wege gegangen und ist es ein eigenständiger Film. Und auf diese Fragen muss man mit einem recht klaren Ja antworten. Doch jetzt kommt das enttäuschende Aber: zwar ist "Die letzten Jedi" wie kein zweiter Film der Sternensaga, allerdings macht ihn das noch nicht zu einem sehr guten Film. Doch eins nach dem Anderen... Was passiert? Man setzt so gut wie sofort nach Episode 7 an, hätte sich den gelben Fließtext diesmal fast gänzlich sparen können, er ist nichtssagend wie nie. Snoke, Kylo und deren erste Ordnung sind dabei die Rebellen endgültig zu zerstören und unsere Helden kämpfen an unterschiedlichen Fronten um dies zu verhindern...
"The Last Jedi" ist der bisher längste aller Star Wars-Filme, bläht sich auf über 150 Minuten auf. Leider füllt er diese epische Laufzeit mit viel heißer Luft, unnötigen Szenen und nicht immer ziehenden, familienfreundlichen Witzen. Johnsons Epos ist ohne Zweifel zu lang und zudem überraschend brav, spirituell, hell, kindlich. Da hätte man nach den düsteren Trailern Anderes erwartet. Etwas mehr Ernsthaftigkeit hätte dringend gut getan. Zudem wirft der neueste Disney-Krieg der Sterne einige interessante Nebenfiguren sträflich weg (Del Toro, Phasma!) und der Mittelteil zieht sich. Phasenweise hatte ich das Gefühl auf der Stelle zu treten und am Ende ist man kaum schlauer als vorher. Aus ein paar wichtigen Fragen wird sich sogar ratlos & ärgerlich herausgeschummelt. Spoiler gibt es hier aber natürlich nicht und die sollte man vorher auch tunlichst vermeiden. "Die letzten Jedi" ist ein Film ohne storytechnische Bewegung - zumindest äußerlich. Denn man könnte argumentieren, dass Johnson mehr Wert auf seine Figuren legt und diese innerlich reifen lässt...
Und da wären wir auch schon bei den positiven Punkten an der neuen Space Opera. Er macht seine Protagonisten, zumindest einige von ihnen, wesentlich vielschichtiger. Von Lukes Entwicklung bis hin zur Polarisation von Kylo und Rey - innerlich passiert hier Einiges, was den Film auf den zweiten Blick interessanter und reifer macht, als es der erste Eindruck tut. Allgemein hat man das Gefühl, dass es ein Film ist, den man erstmal durchziehen und sacken lassen muss. Doch ich muss einfach ehrlich gestehen, dass (bei hohen Erwartungen) der Funke insgesamt nicht ganz überspringen wollte. Die Kampfszenen sind technisch perfekt, der Soundtrack sorgt einmal mehr für Gänsehaut und es macht Spaß mit den liebgewonnenen Figuren ein weiteres Abenteuer zu erleben, mit der alten wie neuen Garde. Doch allgemein war mir das zu leer, zu zukunftsorientiert, zu andeutend, zu schüchtern. Echten Mut konnte ich hier kaum ausmachen, ebenso wenig wie Fortschritt oder Geschichte. Trotz guter Ansätze. Nur Kylo Ren als ungezähmter, unberechenbarer Wutball macht mir von mal zu mal mehr Spaß. Selbst wenn man dieser talentierten Nase einfach nicht abkaufen kann, dass er das Kind von Harrison Ford und Carrie Fisher sein soll ;).
Fazit: ein kleiner Schritt für Star Wars, ein großer Zwischenschritt für Disney - "The Last Jedi" fühlt sich neuer und mutiger an, ist keine blosse Kopie. Aber leider trotzdem kein wirklicher Topfilm. Dafür wirkt er zu weichgespült, zu in die Länge gezogen und zu vage in all seinen Aussagen und Entscheidungen. Ein netter Brückenfilm & immer noch ein großer Spaß für Fans, doch Lichtjahre entfernt von einer Offenbarung und für mich auch klar schwächer als Episode VII.