Auch'ne Art des Wiener Aktionismus: anstatt sich ganz banal selbst zu verstümmeln, errichtet man auf dem Opernplatz ein paar Containter für Asylanten die man im BigBrother-Prinzip abschieben bzw. rausvoten kann. Über diese Installation errichtet man ein "Ausländer raus"-Banner, brüllt mit dem Megaphon Fascho-Phrasen ins Publikum und wartet ab, wie schützend das Denkmäntelchen Kunst beim gemeinen Volk tatsächlich ist...
Sicher...bevorzugt ältere Mitmenschen rennen mit Elan in die dummdreiste Provokation und können sich leidenschaftlich über diesen "Scheiss" ereifern. Die Doku der einwöchigen Aktion schert sich (natürlich) leider nicht wirklich um ein differenziertes Bild. Stammtisch-Parolen sowie tobende Krakeler machen einfach mehr her und nehmen unverhältnismäßig mehr Raum ein, verglichen mit den offensichtlich sachlich diskutierenden Mitmenschen am Rand des Geschehens.
Genau dann kann man Schlingensiefs Experiment Respekt zollen. Natürlich wird da kein Haider-Wähler bekehrt werden, aber ein Anstoß zu einer (nüchternen) Diskussion ist schon viel wert und umso eindrucksvoller wird die Dummheit der Radikalen vorgeführt. Während Rechtsradikale oder auch die Regierung das Schlingensiefsche Ärgernis ganz einfach ins Leere laufen lassen, bemüht sich freundlicherweise der Gutmenschen-Mob mit Schaum vor'm Mund um's Problem: das Banner wird heruntergerissen, die verängstigten Einwohner befreit, man macht Musik, ist lustig und Teenies mit Zahnspange & Palästinensertuch drücken einem diebisch vergnügtem Schlingensief Antifa-Flyer in die Hand...
Das ist schon hochinteressant anzusehen! Auch wenn "Ausländer raus" in erster Linie eine reine Schlingensief-DVD darstellt. Ein Künstler *muss* seine Eitelkeit pflegen - dafür ist er da. Schliengesief beherrscht es mit Bravour und lässt keine nennenswerte Weiterentwicklung zu seinen anderen Projekten erkennen: man rolle den Schneeball vom Berg und warte auf die Lawine. Zwar wären ein paar mehr (selbst)kritischere Interviews oder Statements wünschenswert gewesen, aber die hat ja niemand wirklich erwartet.
"Ausländer raus" ist die kurzweilige Dokumentation einer aufwändigen Selbstperformance mit brisantem Hintergrund. Muss man nicht gesehen haben, aber wer mit Michael Moores Sachen was anfangen kann, wird sich auch hier *unterhalten*.