Ein hübscher kleiner Paranoia-Beitrag, den uns Darren Aronowsky als Debutfilm hier vor die Nase setzt. Gedreht in körnigem Schwarz-Weiß, konzentriert sich der Inhalt über die volle Filmlänge auf ein mathematisches Problem, das Streben nach Wissen und Logik, sowie die Grenzen des menschlichen Verstandes.
Der Film konzentriert sich auf die Figur des Max Cohen, eines mathematischen Genies, dessen Theorie es ist, daß alles in der Natur und unsere gesamte Existenz mathematisch berechenbar ist und aufgrund solcher Gesetzmäßigkeiten funktioniert. Zu diesem Zweck hat sich der manische Eigenbrötler einen Supercomputer gebastelt, der wie eine Alptraumsymbiose aus "Brazil" und "Eraserhead" aussieht.
Arnonofsky bildet nun Cohens fortschreitenden Fanatismus bezüglich dieses Problems ab, dessen Lösung offenbar über das Fassungsvermögen des menschlichen Verstandes geht.
Cohen ist nicht nur paranoid und fühlt sich ständig verfolgt, er leidet bei der Arbeit an ungewöhnlich starken Schmerzschüben und bohrenden Kopfschmerzen. Mitunter scheint er auch Visionen und Wachträume zu haben, bis Realität und Traum sich vermischen.
Aronofsky erschafft nüchterne, und doch alptraumhafte Bilder einer unsichtbaren Bedrohung und verbindet sie mit der Faszination über die von Cohen zufällig gefundene "Weltformel" eine Zahlenkette, mit der man die ganze Existenz erklären kann. Die dargestellte Theorie wirkt faszinierend und wird eingefaßt in rasant montierte Bildfolgen, unterlegt mit ausgesprochen passender Musik technoider Herkunft.
Davon getrennt immer wieder die alptraumhaft stillen Visionen Cohen, der meistens mit einem Bleistift in seinem in der Gegend herumliegenden Gehirn herumstochert. Versehen mit schrägen Toneffekten und hastigem Schritt wird Cohens Trip auch optisch zu einem Alptraum.
Knallig wird es, wenn sich Cohens Paranoia letztendlich (scheinbar?) als real erweisen. Eine mysteriöse Investorengruppe, die ihm einen Superchip aushändigt, will die Börsen der Welt kontrollieren können und eine jüdische Gemeinde sieht in der Weltformel einen Schlüssel zur Wahrheit Gottes.
Interessant konzipiert und mit einfachen Mitteln hervorragend umgesetzt, erhält Max schließlich Einblicke in Zusammenhänge jenseits der Begreifbarkeit, ehe er zu einer bemerkenswerten Entscheidung kommt.
Die Auflösung der Geschichte ist ebenso schockierend wie befreiend und hinterläßt ein unbestimmtes Gefühl, daß sowohl positiv als auch negativ ist.
Ein Debutfilm, wie er im Buche steht - visuell hervorragend, günstig produziert, inhaltlich ansprechend, bisweilen verstörend. Als Minuspunkt wäre anzusprechen, daß einen das Geschehen persönlich vielleicht nicht gerade anspricht, aber für soviel fiktive Komplexität muß schon Respekt gezollt werden.
Independent Kopfkino - Mitdenken Pflicht! (8/10)