Review

Psychedelickrock von den Chambers Brothers spielt im Hintergrund, während eine Sekte kollektiven Selbstmord verübt. Lediglich Cynthia überlebt schwer verletzt und liegt 13 Jahre im Koma. Daraus erwacht sitzt sie in einer Psychotherapiegruppe zwischen Psychotikern und Neurotikern, völlig fehl am Platz wie sie glaubt, um sich an die 80er Jahre zu gewöhnen, statt in der vergangenen Welt der Unity-Kommune mit deren Hippieallüren zu schwelgen. Das ist nicht gerade leicht, wenn ihr der Sektenführer Harris immer wieder erscheint, als lebendige und auch mal als verbrannte Fratze, die mehr rohes Fleisch als Haut zeigt und sie damit auch Visionen der damaligen Verbrennung von 30 Menschen einholen. Doch es soll noch schlimmer kommen, Harris wirft ihr aus dem Jenseits ihr Fehlverhalten vor, sich damals dem Selbstmordversprechen entzogen zu haben, wodurch an ihrer Stelle nun unschuldige Mitmenschen umkommen werden. Auch als tatsächlich aus ihrem Umfeld in der Nervenheilanstalt die ersten nach Suizid aussehenden Abgänge zu vermelden sind, die sich ihr vorab schon als späte Rache des Gurus ankündigten, denkt Cynthia nicht im entferntesten daran, sich selbst das Leben zu nehmen. Das wäre zwar einerseits sehr edel und aufopfernd, andererseits wäre der Film dann ja schon zu Ende. Und der hat noch einiges auf Lager, nicht etwa vielschichtige, doppelbödige Erzählungen in mehreren, verschachtelten Handlungssträngen mit überraschenden Plottwists auf unzähligen Ebenen, nein, ganz und gar nicht, sondern den einen oder anderen amüsanten Einfall, um die Charaktereigenschaften der Patienten mit ihren kleinen Macken auszubauen und den erst dezenten Humor zu einem mit schwarzhumorigen Dialogen durchzogenen Streifen werden zu lassen. Seine vordergründige Horrorlinie verliert Drehbuchautor und Regiedebütant Andrew Fleming dennoch nicht, rutscht also nicht, wie viele seiner Kollegen aus der Abteilung Horrorkomödie in albernen Kasperkram ab, sondern versteht es immer wieder auch visionäre Realitätssprünge einzubauen und fein säuberlich einige Todesfälle einzustreuen. Wäre dies ein Slasher, würde man bei denen vermutlich von "Kreativität" sprechen und davon, dass sie ihre der Story dienliche Wirkung nicht verfehlen, auf Splatterszenen brauchen Gorehounds dennoch nicht zu warten, obwohl auch einige blutige Spezialeffekte mit von der Partie sind. Auch an fast schon verwundernswert gelungen lockeren Textzeilen mit Schmunzelcharakter fehlt es diesem in seiner Gesamtheit eigentlich unspektakulären Film nicht, womöglich ist dies ein Ergebnis dessen, das sich das ganze vier Geschichtsschreiber und dazu noch zwei Drehbuchautoren erdachten, ein beachtliches Aufgebot. Was allerdings keiner von ihnen oder dem restlichen No Frills Film Produktionsteam ("Im Land Der Raketenwürmer") so recht bedachte, ist so manch auffallende Schlampigkeit, was die Zeitangaben angeht. Denn wenn die Sektiererei dreizehn Jahre vor 1988 gewesen sein soll, ist die Musik schlappe zehn Jahre daneben gegriffen. Ebenso erstaunlich ist es, das Cinthia damals wie heute wie 26-jährig aussieht, wobei sie in den Rückblenden hätte halb so alt, also einen Kopf kürzer geschminkt, sein müssen. Dafür ist Jennifer Rubin in der Hauptrolle die ganze Zeit als attraktive junge Frau zu bewundern, bzw. bekommt das von einigen Männern deutlich zu spüren. Zum Beispiel von ihren Psychologen Alex, gespielt von Bruce Abbott, der zunächst einen ähnlich seriösen Arzt zwischen Scherzbolden abgibt, wie schon in "Re-Animator". Später darf auch er hier reichlich Chaos in der Anstalt anzetteln, da wird das Schmunzeln schon zum Lachen. Das ist es unter anderem auch, was diesen etwas an "Nightmare" erinnernden Film vom großen Vorbild unterscheidet: Allein schon Figuren wie die des Querulanten Ralph sind einen Blick wert und wenn der seinen großen Auftritt hat, ausrastet und inszeniert abtritt, auch ein Ohr wert, denn der Soundtrack ist zwar kaum Weltklasse (Guns N' Roses beim Abspann), doch bemerkenswert. In dieser Szene jedenfalls erklingt dazu, dem schrägen Charakter angepasst, "My Way" in einer Coverversion der Mampy Pamby & The Smooth Putters (?!?), die jener hingerotzten von Sid Vicious frappierend ähnelt. Und um die Vergleiche abzuschließen: Richard Lynch zeigte auch schon vier Jahre vor seiner Performance als Harris in "Cut And Run", dass er als böse Führernatur das richtige Charisma besitzt. Solche Highlights hätten gewiss eine Schippe mehr Spannung vertragen können und über ein Grundgerüst an soliden Schreckenserlebnis und unheimlichen Realitätswechseln kommt das Ganze nicht hinaus, doch so uninteressant, wie die zunächst öde und glatte Optik vermuten lässt, ist das nicht. Der Originaltitel trifft es mal wieder besser, als die deutsche Interpretation dessen, viel mit Dunkelheit hat dieser Film nämlich nicht zu tun.

Fazit: Man glaubt es anfangs kaum, doch dieses von "Nightmare" abgekupferte Stück Film mausert sich zur unterhaltsamen Horrorkomödie mit einigen anständig deftig wirkenden und noch mehr komödiantischen Momenten. Netter Mainstream. 5/10 Punkten

P.S. Diese Review bezieht sich auf die leicht gekürzte, indizierte Video-Fassung von CBS/FOX.

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