Ritter der Froschschenkel
Das muss die bescheuerteste deutsche Synchro sein, die ich je gehört habe. Und es passt zu diesem französischen Zeitreiseklamauk exzellent! "Die Besucher" hatte 13 Millionen Zuschauer Anfang der 90er in seinem Heimatland - ich wiederhole, 13 unfassbare Millionen, und gehört damit noch immer zu den erfolgreichsten Filmen unseres Nachbarlandes aller Zeiten. Wie wir über Otto oder Bully in Scharen lachten, taten es uns die Franzosen mit diesem Slapstick-Orkan gleich. Ein wild gewordener Mix aus "Ritter der Kokosnuss" und "Bill & Teds verrückter Reise durch die Zeit", dessen Sequels leider nie mehr annähernd an die Gagdichte und Verrücktheit dieses wahrhaftigen Originals herankamen. Es geht um einen adeligen Burgherrn im 11. Jahrhundert, der mit seinem Diener durch einen faulen Zauber im heutigen Frankreich landet und nicht nur mit Anpassungsproblemen sondern auch seinen Nachkommen zu kämpfen hat...
Ich verstehe kein Französisch, aber die deutsche Synchro ist derart over the top und comicartig überzeichnet, dagegen wirkt so manch ein Bud Spencer-Klopper wie ein ernstes Drama. Manche Sätze und Ausrufe treffen voll ins Zwerchfell, andere geraten völlig außer Kontrolle, wieder andere sind kindisch und lebsch - doch der Spaß und die aufgedrehten Ideen, die in unsere Sprachversion flossen, wirken ansteckend und das Schauspiel muss man mal gesehen haben. Eine französische Legende, deren deutsche Version sich Mühe gibt und alle Register zieht. Wie nah sie dem Charme des Originals kommt, ist eine andere Frage. Nur eins steht fest: es ist kein Film für Untertitel. Dazu schießt er zu schnell, dazu sind die Darsteller, ihre Mimik und die Situationskomik zu sehr miteinander verschmolzen. Oder sollten es im besten Fall. Jean Reno war nie lustiger und sein Ritter Güllefrosch ist einfach Kult pur. Nicht nur eine Charakternase. Es wird sich pausenlos und mit gutem Herzen über Ritterfilme lustig gemacht und wer über Sprüche wie "Mit dem Rover komm ich nie mehr nach Dover!" oder "Du bist grässlich, aber grundhässlich!" lustig findet, ist hier in der richtigen Epoche. Hardcore-Cultureclash auf französisch.
Fazit: französisches Kulturgut und selbst mit der abgedrehten deutschen Synchro, die nicht jedermanns Sache ist, noch köstlich. Jean Reno rockt die Rolle und man kommt aus dem Lachen oft nicht mehr heraus. Manchmal ebenso aus dem Kopfschütteln.