„Du bist eine Hure!“
Regisseur Henri Sala hat in erster Linie einige Pornofilme wie „Lolitas Bumsfestspiele“ oder „Das große Blaskonzert“ gedreht, doch mit „Emanuelle und Lolita“, einer italienischen Produktion aus dem Jahre 1976, findet sich auch ein Sexploitation-/Softporno-Film in seinem Œuvre.
Emanuelle (Nieves Navarro, „Note 7 - Die Jungen der Gewalt“), eine attraktive und wollüstige Geschäftsfrau, reist nach Thailand, um dort Immobiliengeschäfte abzuschließen. Helikopterpilot Bob (Richard Darbois, „Grand-Prix im Bett“) setzt sie im Dschungel ab, von wo aus sich beide auf der Suche nach Mr. Keller (Philippe Gasté, „Wendekreis des Krebses“) durchschlagen und die junge Thailänderin Lolita (Thiwa Yuporn) kennenlernen. Die folgenden Tage sind bestimmt von Leidenschaft und Sex…
Exotische Bilder, Emanuelle verpasst ihren Flug. Da der nächste Flieger erst in drei Tagen geht, treibt’s sie’s gegen etwas Geld mit Pilot Bob, den sie daraufhin für einen Hubschrauberflug zur Vertragsunterzeichnung mit Mr. Keller bezahlen kann. Eine junge Thai in Hotpants wird gezeigt, sie interessiert sich noch für Puppen und Eis – womit Sala die Lolita-Thematik initiiert. Emanuelle und Bob stranden im Dschungel und suchen das nächste Dorf auf, wo jenes Mädchen beide zu sich einlädt. Sprachbarrieren gibt es keine und niemand spricht mit Akzent. Wow.
Das Mädchen beobachtet, wie es Emanuelle und Bob auch dort miteinander treiben. Anschließend trifft Emanuelle Mr. Keller, geht mit ihm essen und baden. Mr. Kellers Sekretärin (Adrienne Delorme) ist zugleich seine Geliebte, Sala inszeniert eine Softsex-Szene der beiden. Nach knapp 40 Minuten zeigt Sala die kindisch-trotzige und mittlerweile Lolita getaufte Thailänderin erstmals oben ohne, dann auch bald nackt – sie verführt Mr. Keller. Auf den Geschmack gekommen passt sie den eigentlich Emanuelle suchenden Bob ab und versucht, ihn ebenfalls zu verführen, scheint aber nur bis zum Vorspiel zu gelangen. Nach einem gemeinsamen Hubschrauberflug gelingt ihr jedoch auch diese Eroberung. Kellers Sekretärin gibt sich derweil einem Geschäftspartner hin und nach einem Streit zwischen Emanuelle und Lolita kommt’s zur obligatorischen Versöhnungslesbenszene. Am Ende fliegt Emanuelle mit der Sekretärin davon.
Oder so ähnlich jedenfalls. Die Handlung des Films ist schwer auszumachen, selbst Alibifunktion erfüllt sie nur leidlich. Eigentlich ist sie reines Füllmaterial, ebenso wie die Bilder exotischer Rituale, bei denen es sich wahrscheinlich um Archivszenen handelt. Die immer gleiche Gitarren- und Klavierklimpermusik wirkt auf Dauer narkotisierend und unterstreicht die Langeweile, die „Emanuelle und Lolita“ trotz nackten Tatsachen und exotischem Ambiente verbreitet. In seiner krudesten Szene scheint er andeuten zu wollen, Emanuelle stelle sich während des Koitus vor, von einem Elefanten rituell begattet zu werden, im Endeffekt ist er aber derart plump auf ein durchschnittliches, prüdes männliches Publikum zugeschnitten, dass er es sogar penibel vermeidet, Schwänze zu zeigen. Die Softsex-Szenen sind weder sinnlich noch erotisch gefilmt und leiden unter den planlosen Kamerazooms.
„Emanuelle und Lolita“ ist ein inkompetent und lieblos zusammengeschusterter Möchtegernerotik-Schund, der das unangenehm kolonialistisch und sextouristisch müffelnde Motiv williger thailändischer Minderjähriger, die nur auf ihre sexuelle Initiation durch westliche Heilsbringer warten, aufgreift und sexploitativ verwurstet, ohne es auch nur ansatzweise infrage zu stellen. Das ist grober Bockmist, der auch dadurch nicht besser wird, dass Navarro damals anscheinend wahllos vor jede Kamera gesprungen ist. Ob Thiwa Yuporn, die hiernach offenbar keinen weiteren Film mehr drehte, tatsächlich so hieß, entzieht sich meiner Kenntnis. Volljährig dürfte sie jedoch gewesen sein.