Es war Steven Spielbergs "Der Weiße Hai" welcher ganz besonders in den 80er Jahren diese Lawine von Tierhorrorfilmen auslöste. Mittlerweile durfte sich fast jede Tierart mit uns Menschen in einem Todeskampf messen, wobei selten die Qualität im Fordergrund steht. "Der Horror-Alligator" steht im Genre an der Spitze der Nahrungskette und zog zahlreiche Plagiate nach sich. Und sollte man tatsächlich einen übergroßen und mordenden Alligator sehen wollen, ist man hier an der richtigen Adresse. Lewis Teague (Cujo, Navy Seals) setzte das simple, aber sehr effektive Drehbuch von John Sayles (Piranha, Men of War) sehr gelungen um, hier vereinen sich jegliche Klischees des Genres, was dem hohen Unterhaltungswert in keinster Weise schadet.
Die Wissenschaftlerin Marisa (Robin Riker) hat keine Ahnung, dass sie an den vielen Morden in der Stadt nicht unbeteiligt ist. Ihr Baby-Alligator landete vor zwölf Jahren durch die Toilette im Abwassersystem der Stadt. Dort ernährte er sich insbesondere von Tierkadavern, an denen Tests mit wachstumsfördernden Hormonen durchgeführt wurden. Der Polizist David Madison (Robert Forster) wird auf den Fall angesetzt, bei einer ersten Exkursion durch das Abwassersystem prallt er gleich mit dem Riesenkrokodil zusammen, wobei sein junger Partner sein Leben lässt. Erst will ihm niemand die Geschichte glauben, doch als das Vieh aus der Kanalisation ausbricht und sich diverse Opfer in der Stadt sucht, holt man sich sogar den erfahrenen Jäger Brock (Henry Silva). Doch David und Marisa sind fest entschlossen den Menschenfresser selbst zu stellen.
Radioaktivität oder eben irgendwelche Hormone sind bis heute die beiden Lieblingsausreden der Filmemacher, wenn es um übergroße Tiere geht. Doch der "Horror-Alligator" hat nicht nur ein Monster von Echse zu bieten, sondern mit dem Cop David Madison eine auf Anhieb sympathische Person. Er hat keinen leichten Stand bei seinen Kollegen, weil er schon mal einen Partner verlor und man sich darüber die übelsten Geschichten erzählt. Besonders der Reporter Kemp (Bart Braveman) hat es auf Madison abgesehen. Als Madison auch noch seinen zweiten Partner in der Kanalisation verliert, verschlimmert das die Lage noch, üblicherweise will ihm niemand die Geschichte mit dem Alligator glauben. Den bekommt man in der ersten Filmhälfte noch nicht zu Gesicht. Meist gibt es nur eine Nahaufnahme von seinem Auge, dem Kopf oder seinem Schwanz. So erhält Teague die Spannung aufrecht, auch darf der Alligator in regelmäßigen Abständen einen Menschen verspeisen. Schnell sind auch die Schuldigen für diesen Zustand gefunden, denn eine Firma experimentiert an Tieren mit Hormonen, die Kadaver entledigt ein Laufbursche in der Kanalisation. Dahinter kommt auch Madison und handelt sich prompt Ärger mit dem Bürgermeister ein, denn der Besitzer jener Firma ist ein angesehener Mann.
So hat der "Horror-Alligator" eigentlich alle Zutaten, die man für gelungenen Monsterhorror braucht. Selbst eine kleine Lovestory bahnt sich zwischen Madison und der Wissenschaftlerin Marisa an. Aber Teague konzentriert sich dabei immer auf das Wesentliche. Dabei fallen insbesondere die zahlreichen Schleichereien durch das unheimliche Kanalsystem sehr spannend aus, aber auch die Attacken des Riesenalligators sind gut vorbereitet. Auch für kleinere Bluteinlagen ist gesorgt, wenn ein paar Gliedmaßen abgebissen werden oder man die Opfer blutüberströmt im großen Maul des Alligators wiederfindet. Der ist so groß, dass er einen ganzen Menschen auf einmal fressen kann. Oft hält sich Teague bei den Attacken aber bedeckt, hier darf sich nur das Wasser ein wenig rot färben. Für damalige Verhältnisse hat man den übergroßen Alligator auch wirklich gut hinbekommen, auch wenn die Bewegungen manchmal ein bisschen stelzig wirken. Gerade wo er aus der Kanalisation ausbricht, sieht man doch überdeutlich, dass es sich nur um ein Model handelt. Aber 1980 konnte man eben noch nicht den Computer um Hilfe bitten, insgesamt darf man mit dem Biest wirklich zufrieden sein. Es wirkt in keiner Szene lächerlich und weiß besonders durch plötzliche Attacken eine gewisse Gefahr auszustrahlen. Bei dem ganzen Tohuwabohu muss ehrlich gesagt werden, dass der Film von vorne bis hinten vorhersehbar ist und dabei trotzdem nichts von seinem Unterhaltungswert einbüßt. Teague hält sich hier nicht mit unnötigen Dialogen oder Figuren auf, hier wird gehandelt. Auch füllt Robert Forster (The Hard Way, Delta Force) die Rolle des nicht unfehlbaren Cops gut aus.
Tierhorror war selten so unterhaltsam, auch wenn Teague hier alle Klischees auffährt, die das Genre zu bieten hat und das Geschehen im Endeffekt immer vorhersehbar bleibt. Die Effekte sind für das Entstehungsalter wirklich gut und das Monster kommt auch reichlich zum Einsatz. Es mangelt also nicht an spannenden Momenten, einigen Bluteinlagen und die Darsteller machen ihre Sache gut.