aktualisiertes Review HD-VÖ
Ein junger Mann wird aufgegriffen, als er versucht, sich das Leben zu nehmen. Weil er keine Papiere besitzt, gibt man ihm in der psychiatrischen Klinik, in die man ihn einweist, den Namen „John Doe 83“. Die Therapeutin Doktor Gail Farmer kümmert sich um ihn und gerät in den Einflussbereich seiner Träume. Die teuflischen Signale, die ihr Patient ausströmt, nehmen immer konkretere Formen an. Als man John Doe 83 einer Elektroschocktherapie unterziehen will, setzt sogar ein Inferno ein. Doktor Farmer kommt dahinter, dass der junge Mann immer noch unter dem Einfluss seiner verstorbenen Mutter steht, die ihn ins Jenseits zu ziehen versucht…
„Teuflische Signale“ ist ein intelligenter Schocker mit einer glaubhaften Besetzung und einigen wirklich überraschenden Szenen. Zwar wird die psychologische Seite der Geschichte schnell zugunsten spektakulär aufbereiteter, effektvoller Tricksequenzen aufgegeben, doch insgesamt gesehen bietet der Film noch genügend Freudschen Tiefgang, um auch anspruchsvolle Fans des Horrorgenres zu befriedigen. In Anbetracht der Tatsache, dass dies Roger Christians Spielfilmdebüt ist, sind sogar die kleinen Fehler auf der logischen Ebene verzeihlich. Für einen Erstling jedenfalls ist das Zusammenspiel von Musik, Kamera und Darstellern sehenswert, denn „Teuflische Signale“ setzt mit seinen gut konstruierten Schockbildern die Tradition des modernen Horrorfilms à la John Carpenter fort. Mit Kathryn Harrold, Zeljko Ivanek, Shirley Knight, Paul Freemann u. a.
Dieser (jetzt nur schreibfehlerkorrigierte) Text ist in Band I von „Die Angst sitzt neben Dir“ 1990 veröffentlicht worden.Anmerkung aus 2024:
Gleich mal vorneweg: „Teuflische Signale“ ist merklich gealtert, kann er doch mit heutigen Hochglanz- bzw. Netflix-Fließbandproduktionen, die ihre (oftmals flachen) Geschichten mit viel aufgebauschtem Hui-Buh-Brimborium zu tarnen wissen, nicht mal ansatzweise mithalten. Doch wer sich durch die angenehm gesetzte, auch schon früher als sehr ruhig empfundene Inszenierung nicht abschrecken lässt, darf immer noch einem ungewöhnlich intimen, punktgenau erzählten und hochprofessionell gespielten Horrorfilm beiwohnen, der seit seiner Veröffentlichung hierzulande 1985 inmitten der seligen VHS-Premieren-Zeiten quasi in Dornröschenschlaf verfiel und lange auf ein Wachküssen im digitalen Zeitalter wartete. Mit der vorbildlichen HD-VÖ im schicken Mediabook (Bildformat: 1,78:1) ist es nun so weit: Roger Christians Erstling ist bereit für ein Wiederentdecken, das sich selbst für alte Hasen lohnt, denn gerade mit dem Genrewissen von heute lässt sich „Teuflische Signale“ als genialer Brückenschlag zwischen „Carrie“ (1976) und „Nightmare – Mörderische Träume“ (1984) identifizieren, dem das Fehlen (fast) jeglicher Popcorn-Publikum-Anbiederungen sehr gut zu Gesicht steht. Wie müssen sich doch die Herren aus der Chefetage von Paramount Pictures geärgert haben, als man sich damals die US-Vertriebsrechte für diese mit britischen Geldern umgesetzte Produktion sicherte, weil man glaubte, mit „Teuflische Signale“ ein kleines, oberflächliches Slasher-Pic für das schnelle Geld an der Kinokasse in den Händen zu halten, denn ebenso konsequent wie sich Roger Christians Inszenierung und Thomas Brauns Drehbuch von Genrekonventionen abwenden, greift auch das doppelbödige Spiel um Realität und Tagtraum dem von Wes Craven später idealisierten Freddy-Krueger-Topos vorweg und hinterlässt angesichts einiger bewusst offen gehaltener Fragen ein zutiefst verstörtes Publikum, welches (und das macht es dann wieder schon sehr einfach) „Teuflische Signale“ entweder liebt oder ablehnt. Ich jedenfalls habe meine Achtung vor diesem kleinen Genrejuwel nicht verloren und kann dieses auch heute noch jedem Horrorfilmfan, der das saftige Gras abseits der stark bewanderten Wege zu schätzen weiß, wärmstens ans Herz legen.
© Selbstverlag Frank Trebbin