Review

Was für ein unglaublich merkwürdiges und surreales kleines Stückchen Zelluloid! Hier passt nichts, aber auch wirklich gar nichts zusammen, und trotzdem ergeben viele kleine Merkwürdigkeiten am Ende ein großes zusammengehöriges Nicht-Universum. Eine Geschichte die gar nicht existiert. Einen Film der weder Storyline, noch Schauwerte, noch irgendeine Art von Faszination hat, und trotzdem unterhält …

Geheimagent Michael Drum soll die Ermordung mehrerer Wissenschaftler untersuchen. Alle eint dabei, dass sie nicht, wie sonst in Euro-Spys üblich, geheime Waffen, Raketentreibstoffe oder superdünne und megagleitfähige Kondome erfunden haben, sondern Dinge die für die Menschheit nützlich sind. Einen Dünger beispielsweise, der aus verdorrtem Boden Getreide wachsen lässt. Michael Drum soll nun den Krebsforscher Dr. Freeman vor einem Anschlag schützen, und wird dafür nach Beirut geschickt, wo er auf Raschid und seine in schwarz gekleidete Begleiterin, seinen Schatten sozusagen höhö, Pamela Kohler trifft. Raschid stellt sich als die rechte Hand einer Organisation heraus, die die Weltherrschaft übernehmen will (Überraschung!). Und wie? Ganz einfach: „Ich habe eine Droge entdeckt, die den freien Willen des Menschen ausschaltet, ihn lähmt. Mit Hilfe dieser Droge könnte ich die absolute Diktatur aufrichten. Im Ernst, ich könnte damit praktisch die ganze Welt beherrschen. Ich könnte hunderte, tausende Menschen durch diese Droge beeinflussen, könnte sie zu unbedingtem Gehorsam zwingen. Die Wirkung ist einmalig, so etwas war noch nie da. Das erste Stadium sind Halluzinationen, Traumbilder, danach fällt der Mensch in eine Art Krampf. Seine Reaktionen werden mehr und mehr automatisch. Sein Wille ist gelähmt, sein Bewusstsein ausgeschaltet, er ist restlos meinem Willen unterworfen. Dem Willen des großen Raschid. Raschid, der den Erdball beherrschen wird. Und in diesem Zustand hat der Mensch seine Persönlichkeit verloren. Er hat sogar vergessen wer er ist. Er ist nur noch ein Instrument für mich, ein Werkzeug, verstehen Sie. Eine Maschine, die willenlos Befehle ausführt, wenn man nur auf den richtigen Knopf drückt.“ Ganz klar: Der Mann hat das Fernsehen erfunden …!

Ein psychedelischer Vorspann. Groovy Musik von Francesco De Masi. Eine Kamera, die in die Vorzüge der Frauen verliebt scheint, da alle Naslang eine Dame im Bikini vorbeischwebt. Oder zwei. Eine Frau die beim Sprung vom 2-Meter-Brett ermordet wird. Mit einem Messer! Ein Agent, der auf dem Flughafen von Beirut die vorletzte Ausgabe des deutschen Spiegel verlangt. Und bekommt!! Lang Jeffries kommt in Beirut an, fährt sofort zu einem verlassenen Palast irgendwo am Land, schickt das Taxi fort, kämpft um sein Leben, und findet hinterher sofort eine schöne Frau, deren Auto er konfiszieren kann. Mitsamt Frau selbstverständlich. Und der getötete Feind hat ja freundlicherweise sogar noch die Ausgabe des vorletzten Spiegel mit dem geheimen Treffpunkt im Hosenbund. Die Bösen verfolgen Michael im Taxi mit dem Auto, man landet in einem Park bei Nacht, alle steigen aus und laufen 2 Meter, um im Licht des Schweinwerfers zu stehen. Kalt sind die Nächte im Stadtpark von Beirut – Die Kämpfer haben Atemwolken vor dem Mund. Szenenwechsel: Die Getränke in Raschids Folterkeller werden von Frau Nippel serviert (die besser aussieht als die Erika in diesem Film). Michael hat ein Gegengift gegen eine unbekannte und völlig neue Droge im Schuhabsatz. Und zwar gleich drei Ampullen dieses unerhörten Wundermittels! Und er zerreißt Armbänder aus Metall als wäre er Chuck Norris. Es fällt aber niemandem auf, dass er ja gar nicht mehr gefesselt ist. Übrigens passen seine Strümpfe farblich gut zum Anzug! Man achte auf den Moment, wenn er die Schublade seiner Schuhabsätze öffnet. Die Schauspieler agieren höflich und unauffällig außer Erika Blanc, die sich sichtlich ganz weit weg wünscht und mit jedem einzelnen Blick dem Regisseur den Tod an den Hals wünscht. Oder schlimmeres. Und der abschließende Kampf im Auto ist dann urplötzlich brutal und so intensiv, als wäre er aus einem Actionfilm der heutigen Zeit. Wie BOURNE, nur ohne die hektischen Schnitte …

Ein Film, der bei Nostalgikern Tränen der Begeisterung erwecken wird ob der Stadtansichten, der schönen alten Autos und der aufregenden Frauen. Und bei allen Cineasten Schüttelkrämpfe ob dieses unglaublichen Schwachsinns. Wer aber sich nicht scheut, Filme anzuschauen die aus einem Hauch von Nichts bestehen, und dies mit wunderschönen Bildern geschickt kaschieren können, wer ein Herz hat für surrealistische Drogenfantasien und dadaistisch aneinander gehängte Darstellungen und Szenerien, der wird hier reichhaltig belohnt werden. Bloß einen in sich logisch aufgebauten und stringenten Film, den darf man natürlich nicht erwarten.

Details
Ähnliche Filme