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Eine Frau stürzt brennend von einem Hochaus, womit die Reporterin Kim ihre Chance zur großen Story wittert. Der einzige Augenzeuge ist der scheinbar verwirrte Ricky (Clint Howard einmal mehr nicht ganz dicht), wovon Kim bei ihren Recherchen genau so wenig ahnt, wie von dem geheimen Zirkel einiger Frauen, an die sie gerät. Ansonsten ist gerade Weihnachten, denn im Originaltitel ist dies Teil vier von "Silent Night, Deadly Night", zumindest was die Jahreszeit betrifft ist das nachvollziehbar. Ein Slasher ist es hingegen nicht, sondern Okkulthorror, als Vorboten des Unheils kommen einige Kakarlaken, auch menschengroße, zum Einsatz. Was hinter der zuvorkommenden Fassade einer Buchhändlerin eines Antiquariats und ihren Freundinnen steckt merkt die journalistisch engagierte Hauptfigur kaum vor lauter Ekelgewürm, das in ihr Leben tritt. Diese Chitinpanzerfantasien in Übergröße hätte ein Andrzej Zulawski ("Possession") oder David Cronenberg ("Shivers") gewiss spärlicher eingesetzt, während ein noch unbekannter Brian Yuzna, unterstützt von Spezialeffektkünstler Screaming Mad George, ihr Ekelpotential einige Male recht deutlich auslotet. Entgegen Yuznas Splatterkomödien wie seine "Re-Animator"- oder "Dentist"-Filme lädt er in diesem Frühwerk zu einem überwiegend ernsthaften Horror ein, der mit Grauen an der Grenze zum Surrealen die verschworene Frauengemeinschaft im Zeichen von Lilith zelebriert, was im blutigen Ergebnis etwas an den vorangegangenen "Society" erinnert. Die Besetzung der Hauptrolle mit der püppchenhaften Neith Hunter (ebenfalls im fünften Teil präsent), die stets eine Aufmachung und Ausstrahlung wie ein einfältiges 80er Jahre Popsternchen hat und dazu noch mit einer heiseren Getthostimme synchronisiert wurde, ist sicher kein Glücksgriff. Für kleine Erheiterung am Rande sorgt daneben noch Reggie Bannister ("Das Böse") als Chefredakteur Eli und für Verweisspezialisten der Originalweihnachtsslasher als Film im Film. Danach wird es dafür umso bösartiger, nämlich mit Clint Howard als erste Wahl für einen ebenso gestörten wie schmierigen Handlanger des Kultes, dessen Weiheritual es in sich hat. Die Initiation ist ein genialer Höhepunkt, der die weiblichen Gesichtspunkte des Lilithkultes in Verbindung mit unterschwelligen Urängsten veranschaulicht. "Töte den Mann und du wirst dich verwirklichen!" heißt es da, schade ist, dass es letztendlich doch nur um eine konventionelle Abnabelung geht und das befriedete Schlussbild die bunten Weihnachtsbaumlichter im Hintergrund trägt. Da wäre mit mehr Mut zur Konsequenz mehr drin gewesen, so ist es weder ein typischer Yuzna, noch eine tatsächliche Fortsetzung des Weihnachtsslashers von Charles E. Sellier Jr., sondern ein Horrorfilm mit eigenständigen Ansätzen, der den werbewirksam gedachten Originaltitel gar nicht nötig hätte. Vor allem, da er als Sequel nur allzu deutlich aus der Reihe der sonstigen Teile tanzt.

Fazit: Yuzna lässt biblische Ängste Wirklichkeit werden. Ritueller Körperhorror mit Ekelfaktor, der trotz technischer Unzulänglichkeiten in der Story sowie der Umsetzung einige Höhepunkte zu Bestaunen hat. 5/10 Punkten

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