Stahl, Schweiß und Sonar
Es gibt Filme, die scheinen aus einer anderen Zeit herübergespült worden zu sein – wie Relikte einer Kinokultur, in der Männer mit kantigen Kinnlinien und verlässlichen Moralvorstellungen die Welt noch mit entschlossenen Blicken und geradlinigen Befehlen retteten. Hunter Killer von Donovan Marsh ist genau ein solches Relikt. Ein filmisches Fossil, das man mit einer gewissen Rührung betrachtet. Der Film, getragen von einem stoischen Gerard Butler und flankiert von einem krawalligen Gary Oldman, zelebriert eine Art U-Boot-Action, die man seit Jagd auf Roter Oktober und Crimson Tide nur noch selten auf der großen Leinwand antrifft.
Und auch wenn er nicht mit der eleganten Spannung, dem politischen Feingefühl oder der technischen Präzision seiner berühmten Vorbilder mithalten kann, so ist er doch ein angenehm altmodisches Relikt – ein glorifiziertes B-Movie, wie es Millenium Media (natürlich!) seit Jahren mit fast schon rührender Konsequenz produziert. Der Film liefert genau das, was er verspricht: U-Boot-Action, Marine-Pose, blutige Feuergefechte an Land, viele Klischees, viele stereotype Charaktere – und gerade genug filmisches Handwerk, damit der geneigte Actionfan sich zurücklehnen kann, ohne sich permanent an der Stirn kratzen zu müssen. Ein großes Meisterwerk ist das nicht. Aber ein solider, straff erzählter, leicht überdurchschnittlicher U-Boot-Thriller? Durchaus.
Die Geschichte ist im Grunde ein Best-of-Mix aus dem Backkatalog bekannter Marine-Thriller: Ein amerikanisches U-Boot wird torpediert, ein russischer Präsident wird in Geiselhaft genommen, ein Putsch bedroht die fragile Weltordnung, und mitten hinein stolpert Captain Joe Glass (Gerard Butler), dessen größte Charaktereigenschaft darin besteht, bei jeder Gelegenheit entschlossen zu wirken. Man schickt ihn los, die Lage zu klären, und bevor man "Torpedo los!" sagen kann, steckt er bereits mitten in einer globalen Krise, die er natürlich mit einer Mischung aus Mut, Instinkt und Butlerschem Stirnrunzeln löst.
Zwischen Tiefgang und Torpedos
Die Story ist solide, vorhersehbar, zuweilen fast schon nostalgisch simpel – aber sie erfüllt ihren Zweck. Sie ist der Motor, der die Action antreibt, nicht der Grund, weshalb man hier ist. Wer Crimson Tide wegen der ethischen Konflikte mochte oder Jagd auf Roter Oktober wegen der politischen Raffinesse, wird hier nur rudimentäre Ansätze davon finden. Hunter Killer denkt weniger, er macht mehr. Und das macht er kompetent, wenngleich ohne Ambition, jemals wirklich klug wirken zu wollen. Das Drehbuch ist ein Sammelsurium von Marine-Klischees, militärischen Archetypen und Dialogzeilen, die man gefühlt schon hundertmal gehört hat. Und trotzdem: Es hat Tempo, es hat Energie und es bietet keine Sekunde Leerlauf.
Die Atmosphäre lebt von ihrer klaustrophobischen U-Boot-Umgebung, die Marsh überraschend wirkungsvoll einfängt. Enge Gänge, metallische Resonanzen, kontrollierte Beleuchtung – der Film nutzt die natürlichen Genre-Vorteile gut aus. Richtig eindringlich wird es zwar nie, dafür fehlt ihm die psychologische Schärfe, aber die Grundspannung bleibt stets spürbar. Die Action ist nicht übermäßig reichlich, aber wenn sie kommt, dann sitzt sie. Das U-Boot-Geschehen ist solide choreografiert – Torpedos, Verfolgungen in eisigen Gewässern, taktische Manöver. Nichts davon ist revolutionär, aber es ist kompetent produziert und überraschend übersichtlich geschnitten. Die Feuergefechte an Land sind hingegen richtig stark –blutig, direkt, dynamisch und gut inszeniert. Millenium Media ist dafür bekannt, dass nicht jede Explosion sitzt und CGI manchmal nach Playstation-2-Zwischensequenz aussieht – Hunter Killer ist da eine positive Ausnahme. Die Effekte sind ordentlich, nicht überragend, aber für diese Produktionsschmiede definitiv überdurchschnittlich.
Gerard Butler spielt hier genau das, was er kann: einen unerschütterlichen Kapitän, der wenig redet und jederzeit bereit ist, die Welt zu retten - mit seiner gewohnten Mischung aus kerniger Bodenständigkeit, charismatischer Grummeligkeit und überraschender Emotionalität, wenn man sie am wenigsten erwartet. Gary Oldman hingegen tobt sich sichtbar aus. Er gestikuliert, er brüllt, er faucht. Es ist nicht subtil, aber es ist unterhaltsam. Man könnte sagen, er performt im Overdrive, aber wenn jemand das glaubwürdig kann, dann Oldman.
Fazit
Hunter Killer ist kein moderner Klassiker, kein Marine-Meisterwerk und kein Nachfolger für die eleganten Thriller, denen er nacheifert. Aber er ist ein selten gewordener Vertreter eines Genres, das früher die Kinosäle dominierte: ein kerniger, handwerklich solider, angenehm altmodischer U-Boot-Actioner, der einfach unterhalten will – und das auch zuverlässig tut. Er ist straff inszeniert, ordentlich gespielt, CGI-technisch überraschend sauber und atmosphärisch dicht genug, um nie langweilig zu werden. Ein Film, der weiß, wo er herkommt, aber nicht so tut, als sei er größer, klüger oder bedeutender als seine Vorlage. Ein Film, der sein Publikum kennt – und ihm genau das gibt, womit es einen guten Abend haben kann.