Australien, Sommer 1975: Eine entscheidende Zeit in der Geschichte des Landes. Nicht nur, weil es die Zeit war, in der sich Australien von seinem „Mutterland“ Großbritannien langsam, aber sicher politisch und wirtschaftlich abnabelte und sich mehr Richtung Asien und USA orientierte, sondern auch gesellschaftlich: sexuelle Offenheit, Partnertausch, Alkohol usw…
Drei Familien (die Halls, die Marshs, die Jones) wohnen in derselben Straße in einem netten Vorort am Meer. Die Eltern (u.a. Kylie Minogue, Guy Pearce, Radha Mitchell) sind gut befreundet und die Kinder auch. Besonders Gerome Hall und Melissa Jones mögen sich auf typisch schüchterne und verklemmte Teenager-Art und beide finden das Treiben ihrer Eltern (und der anderen Kinder) mehr als seltsam. Gerome dreht gern auf seiner Super8-Kamera krude Kurzfilme mit viel Action und Blut. Eines Tages eskaliert das Geschehen: ein riesiger Blauwal strandet am Ortsstrand und das Partnertauschexperiment der ach so offenen Paare geht schief…
Stephen Elliott (Priscilla – Queen of the Desert) drehte 2018 diese knallbunte, wunderbar ausgestattete Satire um das Heranwachsen zwei schüchterner Kinder inmitten einer sexualisierten, überdrehten Umwelt. Und so witzig der Film bisweilen ist, er stellt doch eine wichtige Frage: wie sollen sich Kinder verhalten, wenn sich ihre bislang gut befreundeten Eltern verkrachen...? Und wie verhält man sich, wenn man den Grund des Zerwürfnisses nicht ganz versteht? Klar, diese Eltern sind noch verhältnismäßig offen und das wollen sie auch ganz bewusst sein, aber überfordert das die Kinder nicht auch noch zusätzlich? Ist es sinnvoll, die beiden Verliebten Gerome und Melissa in sexy Erwachsenenklamotten zu stecken und mit Kondome zu versorgen, wenn sie das erste Mal zusammen weggehen, auf die Schulfeier?
„Swinging Summer“ ist aber bei all diesen Fragen auf jeden Fall in erster Linie ein sehr amüsanter Abriss über eine Zeit mit unfassbarer Mode und schrägem Stil, die uns heute entweder in Angst oder ins Retrofieber versetzt. Die Schauspieler sind großartig und begeistert bei der Sache und Kylie Minogue, klassischerweise ja mit versexten Songs bekannt geworden, spielt die konservativste der ganzen Gruppe! Und so hätte der Film auch gut in Deutschland spielen können – bis auf den gestrandeten Wal…das wäre bei uns vielleicht nur ein Waschbär oder Wildschwein gewesen. Hat Spaß gemacht, nicht und mehr und nicht weniger. 7/10.