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Kann man sich Geld alles kaufen, auch den Ruhm als Martial-Arts-Superstar? Der chinesische Großinvestor Jack Ma, dem die Firma Alibaba gehört, die Filme wie „Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows“ und „Mission: Impossible – Rogue Nation“ co-produzierte, wollte es wohl einmal wissen und stellte den Kurzfilm „Guardians of Martial Arts“ auf die Beine.
Eine echte Handlung hat dieses Deluxe-Vanity-Projekt eigentlich nicht. Jack Ma, in den Credits großspurig als Meister Ma bezeichnet, absolviert drei Kampfszenen: Die erste gegen eine ganze Horde von Kampfkunststars wie Tony Jaa und Jacky Wu alias Wu Jing, die zweite gegen einen Sumoringer, die dritte gegen Donnie Yen – auf den das Master Yen in den Credits deutlich klarer zutrifft – und dessen Diener (Jet Li). Natürlich lässt Ma die versammelte Prügelprominenz alt aussehen und das auf großspurigste Weise: Frauen schlägt er nicht, wenn ein Gegner athletische Sprünge vollführt, süppelt er in Ruhe ein Getränk aus der Dose, und besser Tritte zählen als Master Yen kann er auch. Noch dazu schreien alle Amüsierdamen, wie toll und sexy Meister Ma doch aussieht, wenn er ein Freudenhaus durchschreitet, und im Abspann singt er noch ein Duett mit einer in China berühmten Sängerin.
Das alles wird durch einen etwas bemühten Schlussgag ironisch gebrochen, aber wenn Jack Ma zuvor rund 15 Minuten lauter Kampfkünstler mit Rang und Namen verwemmst hat, dann machen diese 30 Sekunden den Kohl auch nicht mehr fett. Apropos Martial-Arts-Prominenz: Für die Choreographie der Fights wurden mit Ching Siu-Tung, Sammo Hung und Yuen Woo-Ping gleich drei Legenden des Hongkong-Kinos angeheuert, weshalb es fast verwundert, dass auf dem Regiestuhl der sonst eher als Darsteller arbeitende Wen Zhang zu finden ist. Aber vielleicht wollte Jack Ma auch lieber einen Erfüllungsgehilfen als eine zu eigenständige Stimme auf diesem Posten.

Denn alle Beteiligten haben nur eine Aufgabe: Jack Ma gut aussehen zu lassen. Gänzlich untalentiert ist der Investor nicht, aber seine Kampfpartner sind natürlich um Welten besser. Deshalb wird auch mit der Hongkong-Martial-Arts-Tradition der langen Einstellungen gebrochen, um Ma talentierter wirken zu lassen. Allerdings ist der Schnitt nicht immer sauber, wenn manche Einstellung eher holprig an die vorige anschließt. Doch bei allen inszenatorischen Defiziten muss man immerhin anerkennen, dass die Kampfkunstprofis vor und hinter der Kamera ihr Handwerk verstehen und dass einige coole Moves zu sehen sind. Leider mit gelegentlichem, unschönem, weil offensichtlichem Wirework. Auch die Idee, dass der Held gegen verschiedene Stile von Thai-Boxen über Sumoringen bis hin zu Wing Chin antreten muss, dass auch mal Waffen benutzt werden, ist an sich ganz reizvoll, um die volle Bandbreite von Kampfkunst darzustellen.
Leider bleibt das Konzept ebenso unterentwickelt die Verschiedenheit der Stationen: Moderner Mehrkampf in einem stylischen Gym, Streetfighting wie im Hongkong-Crime-Film, schließlich ein Wuxia-Film-artiges Duell am Rückzugsort eines alten Meisters – alles Varianten zum Thema Martial Arts, aber einfach nur aneinandergereiht. Hinzu kommt noch einfältiger Humor, etwa wenn Jack Ma mit seinen Schmuddelfüßen den Teich verunreinigt, in dem Meister Yen tägliche seine Fußbäder nimmt. Dass der Großinvestor kein großer Schauspieler ist, versteht sich fast von selbst, hätte aber bei diesem Werk eh keinen Unterschied gemacht.

So machen die Auftritte der Kampfkunsthelden in „Guardians of Martial Arts“ und ihre Fights teilweise Laune, aber das kann kaum verhindern, dass dieser Kurzfilm einfach nur der Eitelkeit seines Produzenten und Hauptdarstellers schmeicheln soll, der sich als ganz toller Hecht inszenieren will.

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