Review

Ab und zu kommt es vor, daß sich unscheinbare Videothekenware als gar nicht so bescheiden erweist, wie man ursprünglich dachte.
Frank Zagarino als Hauptdarsteller läßt für gewöhnlich nichts Gutes erwarten und Gerry Lively hat zwar durchaus Qualitäten als Kameramann (u. a. für Necronomicon, Hellraiser III und IV), als Regisseur hingegen kann er nicht überzeugen (obwohl der zweite Teil von Dungeons & Dragons trotz Minimalbudget den Reiz des Rollenspiels vermitteln konnte, was Courtney Solomon im ersten Teil nicht gelang).
Erstaunlicherweise kommt es dann längst nicht so schlimm wie befürchtet, denn Shattered Lies erweist sich als recht vertracktes Verwirrspiel um versteckte 3 Millionen Dollar aus einem überfallenen Geldtransport, die sich mehrere konkurrierende Parteien unter den Nagel reißen wollen. Die Story ist dabei nicht allzu logisch, aber doch für diese Sorte Film ziemlich ausgeklügelt. Eine gewisse Selbstironie kommt ebenfalls nicht zu kurz; die vor allem in Low-Budget-Produktionen vorherrschende mangelhafte Charakterisierung der Hauptfiguren wird vorsätzlich auf die Spitze getrieben, da Zagarinos Hintergrundgeschichte mehrfach wechselt, weil er ständig die titelgebenden Lügen auftischt, wenn er nach seiner Motivation gefragt wird. Hinzu kommt noch eine Prostituierte, die eigentlich bei der Polizei arbeitet sowie ein sinistrer FBI-Detective. Äußerst amüsant ist auch die Schurkin Innocence, die entgegen dem, was ihr Name vermuten läßt, sexuell recht aktiv und aggressiv unterwegs ist. Nebenbei werden noch einige Spitzen über die Genreimmanenten Spielregeln ausgeteilt, etwa wenn zu Beginn des Films konstatiert wird, daß in Actionfilmen für gewöhnlich am Anfang etwas explodiert - kurz bevor man dann tatsächlich ein wenig kostengünstige Pyrotechnik bewundern darf.
Action bekommt man ansonsten spärlich zu sehen, u. a. einige recht solide gefilmte Verfolgungsjagden, wobei die erste davon, in der  etliche Gasflaschen von einem LKW fallen und explodieren, frech dem C. Thomas Howell-Vehikel The Sweeper (Judge Man) entnommen wurde und sich aufgrund ihrer übertriebenen Zerstörungswut nicht so recht in den Gesamtkontext einfügen will. Denn ansonsten wird eher auf Fernsehspiel-Niveau ein wenig geprügelt und geschossen, und auch die restlichen Leistungen (Schauspieler, Ausstattung, Optik, Musik) bewegen sich in dieser Größenordnung, so daß man bei entsprechend niedrigen Ansprüchen durchaus gut unterhalten wird. Denn die in diesem Falle dargebotene Bescheidenheit ist geradezu erfrischend im Vergleich mit den zahlreichen Schundfilmen, die sich als sündhaft teure Blockbuster auszugeben versuchen und durch diesen Anspruch lediglich peinlich wirken. Regisseur Gerry Lively zeichnete seinerseits mit "Windfall" für ein solches Werk verantwortlich, das gerne als Mischung aus Hurrican-Katastrophenszenario und Heist-Movie mit einigen James-Bond-Anleihen daherkommen wollte, was im Endprodukt reichlich bescheuert wirkte.
Shattered Lies hingegen hat zwar die üblichen Schwächen ähnlich gearteter kostengünstiger Videoproduktionen, will aber auch gar nicht mehr sein und schlägt sich in seiner Sparte aufgrund des stillen Humors, mit dem die Geschichte präsentiert wird, recht wacker.

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