Auch Stuntcoordinator, Choreograph und Schauspieler Art Camacho durfte bei PM Entertainment auf dem Regiestuhl Platz nehmen. Nebenbei verfasste er das Drehbuch und war für die Konzepierung der Fights, zusammen mit Gary Daniels, beauftragt. Die Produzenten Joseph Merhi und Richard Pepin stellten ein ordentliches Budget zur Verfügung um den Direct To Video Actioner zu inszenieren. Wirklich schade, dass PM Entertainment heute nicht mehr im B-Bereich vertreten ist, denn leider ging die Actionschmiede pleite. Auch ist das Videolabel MVW nicht gerade für eine gute Werbestrategie bekannt, man kann schon froh sein, dass "Recoil" in ungekürzter Form die FSK passieren durfte.
In der Stadt findet ein Banküberfall statt, anschließend gibt es eine wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei. Der Flüchtende kann gestellt werden, wird aber von fünf Cops, unter ihnen Ray Morgan (Gary Daniels), ausversehen erschossen. Leider war der Tote, der Sohn des Gangsterbosses Vincent Sloan (Richard Foronjy). Sloan will natürlich Rache und setzt seine Killer auf die Polizisten an. Nur Ray ist davon nicht betroffen, da er sich in Urlaub befand. Doch kurze Zeit später hat man auch ihn aufgespürt. Bei einem Mordanschlag verliert er seine Frau und beide Kinder, er selbst überlebt schwer verletzt. Nach einer langen Genesungsphase ist der Zeitpunkt für eine blutige Rache gekommen. Mit Brachialgewalt dezimiert Ray Sloan´s Gefolgschaft ohne Gnade, bis er dem Auftraggeber gegenüber steht.
Der Film beginnt sehr vielversprechend mit einer 15 minütigen Actionsequenz. Eine Bank wird von einer Gang überfallen, welche durch ihre Panzerung der Polizei überlegen ist. Es findet ein bleihaltiger Shootouts statt mit vielen Toten, anschließend eine tolle Verfolgungsjagd mit jeder Menge Sachschäden und Stunts. Sloan´s Sohn wird bald gestoppt und aufgrund einer hektischen Handbewegung erschossen.
Leider rutscht "Recoil" nach diesem schicken Opener ins typische 08/15 Geschehen ab. Man erhält zu tiefe Einblicke in Ray´s Famielienleben, die liebliche Idylle wird so lange zelebriert bis es den Zuschauer nervt und man ist wirklich froh, als endlich der Anschlag auf Ray und seine Familie stattfindet.
Über die Actionsequenzen kann man nie meckern, allerdings muss man sich eine gute Stunde gedulden, bis Daniels endlich mal ein paar Nahkämpfe bestehen muss. Den Anschlag überlebt nur er schwerverletzt und von seinem besten Freund wird er in einem Kloster gesund gepflegt. Immerhin geht die Genesung recht schnell von Statten, denn die Durststrecke mit der Familienidylle war schon genug des Guten, nur die weisen, sowie unnötigen Ratschläge des Priesters sind noch störend. Doch in der letzten halben Stunde gibt "Recoil" nochmal Vollgas mit zwei sehr langen und gut gelungenen Actionszenen. Ray schleicht sich auf das Anwesen von Sloan, verprügelt und erschießt die Hälfte seiner Gefolgschaft und im Showdown nimmt er sich dann den Rest inklusive Sloan vor. Die Choreographien der Nahkämpfe sind wirklich gut geworden, auch wenn kein richtig langer Fight vorhanden ist. Aber Daniels und Camacho lassen es richtig krachen. Martial Arts vom Feinsten, viele Genickbrüche, sowie blutige Einschüsse. Und da das alles zu sehr nach einem Racheszenario aussieht, wurde der Film kurzerhand indiziert.
Über Camacho´s Inszenierung gibt es nichts wirklich Schlechtes zu sagen. Die Action hat er mehr als nur gut im Griff, Spannung vermisst man natürlich, sowie eine fesselnde Erzählweise. Richtige Höhepunkte bleiben auch aus, doch immerhin gibt es ein paar exotische Schauwerte bei der Kulisse. Der Score ist leider nur routiniert und schon am Ende des Films fast wieder vergessen.
Die Darsteller schlagen sich wacker durch die Minimalstory. Gary Daniels hat schauspielerisch einige wirklich gute Momente, aber letztlich überzeugt er natürlich bei der Action. Beim Umgang mit seiner Familie, gibt es kleinere Lächerlichkeiten, aber insgesamt kann man sich nicht beschweren. Die mehr oder minder unbekannten Darsteller agieren auf sehr solidem Niveau und es gibt keine peinlichen Auftritte.
Brutaler Rachefilm von PM Entertainment mit krachiger Action, guten Fights und soliden Darstellern. Nach dem tollen Start gibt es leider einen längeren Durchhänger. Gut inszeniert, leider zu 08/15 mäßig. Actionfans können bedenkenlos zugreifen.