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ATTENTION! SPOILERS!

Ein namenloser Ich-Erzähler flüchtet sich nach der Trennung von seiner Freundin in zynische Reflektionen über sein Leben, seinen trendigen Beruf und die Gesellschaft, die ihn geprägt hat, und merkt erst dabei, wie sehr ihm sein Mädchen, sein Halt, doch fehlt.

oder...

Der hippe Musikredakteur Ben stürzt sich nach der Trennung von seiner Freundin in für ihn und seine Umwelt zunehmend peinliche Eskapaden, was aber nicht verhindert, dass er gemeinsam mit seinen sexuell unentschlossenen/drogenabhängigen Freunden zielstrebig auf ein popcorneimergroßes Happy End zutaumelt.

Dieser Film kann und muss aus zwei Perspektiven betrachtet werden: Als Verfilmung und als Film für sich.

Ersteres kann man recht schnell abhandeln: Als Umsetzung von Benjamin v. Stuckrad-Barres Roman taugt dieser Streifen überhaupt nüscht. Zugegeben, mir fallen im Moment auch kaum schwerer zu verfilmende Stoffe ein, besteht das Buch doch hauptsächlich aus inneren Monologen der Hauptfigur, aus seinem Hadern mit sich, Katharina und der Welt im allgemeinen. Das funktioniert auf Papier wunderbar, aber wie soll man so etwas umsetzen?

Das dachte sich wohl auch Gregor Schnitzler, und so wurde das gesamte Konzept umgekrempelt: Bens Freunde, im Buch noch Randerscheinungen (was ja auch Sinn ergab, da sich die Hauptfigur von der Welt abkapselte), haben hier einen wesentlich größeren Anteil an seinem Leben, ja, sie arbeiten sogar mit ihm zusammen (Christian) oder mixen ihm obskure Drogencocktails, weil sie Apotheker sind (Alf). Da merkt man schon, dass hier wohl in Ermangelung des Zynismus der Vorlage eher der Brechstangenhumor ausgepackt wird. Da werden weltfremde Sportfanatiker (im Buch war es doch ein Althippie, warum so konstruiert?) mit Pizzaresten beworfen, ABC-Pflaster als Partydroge neu definiert und wenn gar nichts mehr geht, darf sich die Hauptfigur ihren Penis in einer Autotür einklemmen. Aber in Ordnung, es ist ja nicht so, als ob diese Szenen nicht funktionieren würden, nein, man kann da schon herzlich lachen.

Das liegt auch an den Darstellern, die hier mit sichtlicher Freude zu Werke gehen: Matthias Schweighöfer darf durch den Film hindurch Sympathien sammeln (und das, obwohl er doch der "Böse" ist), speziell seine Wutausbrüche sind wirklich komisch ("was soll ich denn mit ´ner Quittung"?), Nora Tschirner spielt die Katharina wunderbar unaffektiert und auch Christian Näthe und Oliver Wnuk holen alles aus ihren Rollen heraus. Ja, selbst die Kurzauftritte von Leander Haussmann, Thomas D. und Sandy sind durchgehend witzig (wobei der Sandy-Verweis auf dem Cover der DVD doch ein wenig groß ist, hm, Concorde?).

Hat halt alles nur nichts mit dem Buch zu tun. "Frei nach..." steht im Vorspann, und das zu Recht. Sogar so frei, dass das gesamte Ende auf den Kopf gestellt wird, denn dieses Happy End war doch im Buch nicht... naja. Müßig, sich darüber aufzuregen, halten wir lieber eines fest:

Wer das Buch kennt und schätzt, sollte sich auf einiges gefasst machen. Das könnte nach hinten losgehen. Wer allerdings in Unkenntnis der Vorlage nur mit der Erwartung an eine romantische Komödie herangeht, der wird bestimmt nicht enttäuscht werden.

Ach ja, eine Sache noch: Da sollen ja immerhin zwei Oasis-Fans diskutieren. Also: STAND BY ME ist eine Single, kein Album!!!! D´you know what I mean?

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