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Keine Heilung für den deutschen Horror

Fast 20 Jahre nach dem "Blair Witch Project", 10 Jahre nach "Paranormal Activity", 7 Jahre nach "Grave Encounters" und 2 Jahre nach "Scare Campaign" kommt dieses deutsche JumpScare-Gewitter als lauwarmer Mischmasch aus all dem. Rechtzeitig am Bahnhof sein ist etwas Anderes. Man könnte sagen, dieser Zug ist so weit abgefahren, dass er bald wieder eine Runde komplettiert hat und das Aufspringen klappen könnte. "Heilstätten" schickt einen bunten und gewohnt lauten Haufen YouTube-Stars zu einer 24-Stunden-Mutprobe in die berühmt-berüchtigten, namensgebenden, berliner Krankenhäuser aus dem zweiten Weltkrieg. Und natürlich lassen übernatürliche Phänomene nicht allzu lange auf sich warten...

"Heilstätten" gibt dem geübten Genrefreund viele Vorurteile und Haterstoff an die Hand. Die Halbstarken beanspruchen wie erwartet alle Nerven, die Schocks sind laut und kalorienarm, die Figuren sind einem egal und der Kamera muss man Parkinson unterstellen. Es werden viele Befürchtungen wahr. Dass der Spuk trotzdem keine totale Lachnummer und Qual ala "Kartoffelsalat" ist, muss da schon fast hellhörig machen. Bedanken kann sich die wackelige Geisterbahn dafür vor allem bei seiner Kulisse. Zwar nicht in den echten Heilstätten gedreht, dennoch enorm atmosphärisch, ranzig, gefährlich. Plus eine Wendung kurz vor knapp lässt zumindest etwas Abwechslung und Kreativität durchblicken. Einen Hauch. Der "Katakomben" Deutschlands wäre zu viel Lob und richtig stolz kann auf die unreife Erschreckcollage keiner der Beteiligten sein. Doch für einen bierseligen Freitagabend, an dem man sich sogar einer Horde YouTuber gewachsen fühlt, geht der hyperaktive Spätkommer schon klar.

Fazit: das Setting der Heilstätten hat Flair und die klickgeilen YouTuber panisch draufgehen zu sehen, kann durchaus befriedigen. Zudem verleiht die letzte Viertelstunde diesem Found Footage-Schockerchen eine witzige Metaebene. Insgesamt bleiben jedoch ein fader Geschmack, selten Spannung, unfassbar miese Darsteller und schlicht nichts Neues. Aber hätte die Generation YouTube einen besseren Grusler verdient? Die Antwort dürfte eindeutig ausfallen.

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