Review
von Dr.Jackson
Die Miniaturen-Künstlerin Annie Graham (Toni Collette) lebt mit ihrem Mann Steve (Gabriel Byrne), der 13-jährigen Tochter Charlie (Milly Shapiro) und dem ca. 17-jährigen Sohn Peter (Alex Wolff) in einem urwüchsigen Haus am Waldrand. Der Film beginnt viel versprechend mit einer Kamerafahrt in eine der Miniaturen, die ein Zimmer des Hauses darstellt. Ein Klopfen an dessen Tür ... und wir sind mitten in der Handlung. Die Großmutter ist gerade verstorben. Ein Schock für Charlie, die eine sehr enge Beziehung zu der sonst sehr Verschlossenen gepflegt hatte. Annie versichert der Tochter - wenig glaubhaft -, sich fortan um Charlie zu kümmern. Genauso wenig glaubwürdig ist, dass sie Charlie - gegen deren Willen - dazu nötigt, den deutlich älteren Peter auf eine Party mit Gleichaltrigen zu begleiten. Nach dem Genuss eines Kuchens erleidet Charlie einen allergischen Schock. Peter fährt sie ins Krankenhaus, doch aufgrund einer Unaufmerksamkeit geschieht ein schrecklicher Unfall, der Charlie das Leben kostet. Fortan gerät das labile Gleichgewicht der Familie völlig aus den Fugen. Angstzustände, ausufernde Phantasien, Schuldgefühle, Angstträume, Geistererscheinungen ziehen die Figuren unweigerlich in den Abgrund.
Regisseur Ari Aster wollte das Bild einer Familie zeigen, deren Angehörige - bis auf Vater Steve - durch Traumata und psychische Erkrankungen gezeichnet, sich gegenseitig ins Verderben führen ... und scheitert auf allen Ebenen.
Visuell ist das konventionell. Der Versuch, Stimmung zu erzeugen durch Kamerafahrten in leere Räume hinein, wird stets manipulativ durch "bedrohliche" Musik unterstützt. Hier traut der Regisseur seinen Bildern nicht. Wie man das so viel besser machen kann, zeigt z.B. ein Kiyoshi Kurosawa selbst in seinen schwächeren Werken.
Die ganze Konstruktion ist leicht durchschaubar, weil die Figuren komplett überzeichnet sind. Vor allem Annie und Charlie ist der Wahnsinn in schier jeder Szene aus Mienen und Handeln abzulesen. Das Drehbuch ist subtil wie ein Motodrom. Auch wenn Aster auf nervende Jump Scares verzichtete, konnte er es nicht lassen, anstatt eines zurückhaltend inszenierten Psychodramas doch lieber einen platten Horrorfilm abzuliefern. Da ist mir der thematisch verwandte (aber gleichsam missratene) GHOSTLAND mit seinen graphischen Gewaltexzessen sogar noch ein wenig lieber.
Die Schauspielerei passt sich an. Insbesondere Toni Collette spielt dermaßen exaltiert, dass die Grenze zum Overacting fast durchgängig überschritten wird. Nur Byrne agiert überzeugend. Die (mal wieder) unfassbar schlechte Synchronisation versetzt dem Ganzen den KO-Schlag. Zu allem Übel wird das Konzept dann noch als "Sahnehäubchen" mit einem Sektenkult von Anhängern des Dämonenkönigs Paimon garniert und schließt mit den Worten "Heil Paimon". Meine Güte.
Ach ja, spannend fand ich das alles auch nicht, Mainstream für Horrorfans.
1/10