Review
von Leimbacher-Mario
Josef Sprengele
Lange Zeit als Projekt im "Cloverfield"-Universum verschrien, was er zum Glück abwenden konnte, kommt mit "Overlord" ein teurer B-Movie auf die Leinwände, der "Soldat James Ryan" mit "Frankensteins Army" kreuzt. Und ob man es glaubt oder nicht: herausgekommen ist ein verdammt cooler, ruppiger und unterhaltsamer Ritt. "Overlord" ist viel besser als er bei diesem Thema jedes Recht hätte und Jungregisseur Julius Avery ist ein Name zum Merken. Handlung: wenige Stunden vor Beginn des D-Days soll eine Gruppe amerikanischer Fallschirmjäger eine Kommunikationsstation der Nazis sprengen, die sich auf einer Kirche in einem kleinen französischen Dörfchen befindet. Blöd nur, dass die "Krauts" unter dieser strategisch wichtigen Basis ein Forschungslabor gebaut haben, in dem sie Zombiesoldaten für ihr tausendjähriges Reich heranzüchten...
Wer nach dem Trailer und der Inhaltsangabe ein Untotenspektakel erwartet, sollte zumindest teilweise umdenken. 80% Kiegsfilm, 20% Monster Madness. Das dürfte hinkommen. Vor allem die Anzahl an übernatürlichen Gestalten ist sehr überschaubar. Macht aber gar nichts, denn der Film funktioniert auch so. Vielleicht sogar besser, als wenn er in dieser trashigen Beziehung mehr in die Vollen gegangen wäre. Die Figuren sind glaubhaft und gut gezeichnet, ihre Entwicklungen sind nachvollziehbar, die Effekte sind klasse und kombinieren vorbildlich Pixel mit Handarbeit, die Darsteller liefern ab. Allen voran Wyatt Russell macht seinem Vater alle Ehre. Es ist ein astreiner Popcorn-Flick, an dem man sich eigentlich nur stoßen kann, wenn man entweder ein reines Zombiemassaker erwartet hat oder allgemein ein Problem damit hat, Exploitation und Entertainment mit Nazi-Experimenten zu verbinden. Ansonsten ist schon allein die Absturzszene zu Beginn das Eintrittsgeld wert. Mit einer Soundkulisse, die noch drei Kinosäle weiter zu hören ist. Brachial!
Fazit: Nazisploitation auf Steroiden. B-Movie mit Big Budget. Eine der teuersten Genreproduktionen des Jahres ist gleichzeitig auch eine der krachendsten, intensivsten, besten Genreproduktionen des Jahres. Weniger Zombieaction als erwartet, mehr guter Film als erwartet. Positive Überraschung des Jahres!