Review

ACHTUNG ! SPOILER !

Der ziemlich verrückte Professor Ruiz hat es sich in den Kopf gesetzt, eine Rasse von Übermenschen zu erschaffen. Dieses Ziel will er mit der Hilfe von Gehirntransplantationen erreichen. Da er allerdings keine freiwilligen Probanden findet, lässt er diverse Frauen entführen, die als Gehirnspender herhalten müssen. Diese Entführungen werden von seine skrupellosen Handlangern und der von ihm geschaffenen Kreatur Namens Gomar erledigt. Leider überlebt keine der Frauen die Operation. Als nächstes Opfer hat er nun die professionelle Ringerin Gloria Venus auserkoren, denn er glaubt, dass deren körperliche Konstitution der Belastung der OP gewachsen sein wird. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, die Frau in seine Gewalt zu bekommen, wird er schließlich von der Polizei in eine Falle gelockt und erschossen.

LAS LUCHADORAS CONTRA EL MEDICO ASESINO ist einer von vielen mexikanischen Horror-Wrestling Filmen, die in Mexiko immens populär waren. Außerhalb des spanischen Sprachraums waren sie hingegen jahrzehntelang so gut wie unbekannt. Üblicherweise waren die Helden dieser Filme männliche, maskierte Profiringer wie z.B. Santo (mehr als 50 Filme), Blue Demon, Mil Mascaras oder Neutron. Es gab aber auch einige Filme, in denen weibliche Wrestler (Luchadoras) gegen allerlei böse Buben antraten.

DOCTOR OF DOOM, so der US-Titel des Films, ist ein herzhaftes Stück Mexploitation, eine wunderbare Mixtur aus Sex, Crime, Horror, Science Fiction und Wrestling. Für die Zuschauer, die mit Wrestling nicht so viel am Hut haben, sind die Szenen im Ring sicher nicht sehr erbaulich, doch zum Glück sind sie zumeist recht kurz. Wirklich klasse und spaßig ist es aber, den Ladys dabei zuzusehen, wie sie in einigen Szenen außerhalb des Rings die Schurken verdreschen. Wie sie dabei reihenweise die übelsten Typen aufmischen, ohne dass dabei ihre sorgfältig toupierten Frisuren den Geist aufgeben, dass muss man einfach gesehen haben. Die attraktiven (und ein wenig affektierten) Hauptdarstellerinnen des Films, Lorena Velazquez und Elisabeth Campbell, die „nur“ Schauspielerinnen und keine wirklichen Ringerinnen waren, anders als ihre männlichen Pendants, wurden in den meisten Szenen (im Ring und außerhalb) von professionellen Ringerinnen gedoubelt, die aber alle so gut wie gar keine Ähnlichkeit mit den groß gewachsenen, schlanken Darstellerinnen haben. Die Ringerinnen sind durch die Bank mindestens einen Kopf kleiner und ausgesprochen stämmig. In seinem Review des Films schreibt D.Wilt ein wenig despektierlich: “In general, actual women wrestler of this era […] were stocky and not exactly movie-star beautiful (to put it mildly).“  Um diese Diskrepanz zu kaschieren, wurden in die zumeist in Totalen gefilmten Prügelszenen immer wieder kurze Nahaufnahmen von Velazques und Campbell integriert.
Neben den weiblichen Hauptdarstellerinnen bleiben die männlichen Akteure ziemlich farblos. Armando Silvestre in der Rolle des Polizisten Capitano Armando Campos macht sich zwar wichtig, hat aber wenig zur Lösung des Falls beizutragen und muss mehrfach von den Ringerinnen gerettet werden. Sein schmächtiger Sidekick Chema hat zumeist nicht mehr beizusteuern als ein paar halbwegs witzige Scherze wie diesen: „I only know that this case will make a madman sane, chief!“

LAS LUCHADORAS CONTRA EL MEDICO ASESINO ist ein low-budget Film, der bei fast allen im Studio gedrehten Szenen den Eindruck erweckt, der Art Director sei während der Dreharbeiten im Urlaub gewesen. Allein das Labor des Professors ist halbwegs überzeugend ausgestattet, während Wohnungen und Büros sich durch eine schmucklose, auf das nötigsten reduzierte Funktionalität auszeichnen.
Zum wunderbaren bad acting der mexikanischen Darsteller gesellen sich schließlich noch einige großartige Camp-Dialoge. So sagt der Mad Doctor (dessen Identität jeder Zuschauer schon nach wenigen Minuten durchschaut, obwohl der Regisseur sich alle Mühe gibt, diese zu verschleiern), während er Gomar mit rohem Fleisch füttert: „This is my greatest achivement so far. Half man and half beast.“ 


Der Film erinnert oft an amerikanische Filmserials, dank der maskierten Verbrecher, der stetig hin und her wogenden Handlung, den absurden Plot-Twists und den scheinbar ausweglosen Situationen, aus denen sich die Helden (aber auch der Bösewicht) immer wieder befreien können.
Schließlich offeriert der Film noch eine Reminiszenz an „Frankenstein“ (1931), als eine der unter einem Laken liegenden Frauen aus der Narkose erwacht und zunächst nur ein wenig ihre Hand bewegt. Als der Professor das sieht, ruft er euphorisch aus: „She's alive, she's alive!!“
Das Grundgerüst der Story wurde von Alfredo Salazar im Übrigen immer wieder, in leicht variierter Form, als Grundlage für weitere Filme verwendet, so z.B. auch für den wenige Jahre später entstandenen „Las Luchadoras contra el Robot Asesino.“

LAS LUCHADORAS CONTRA EL MEDICO ASESINO ist sicherlich kein Meilenstein des Films, nicht mal des Horrorfilms, ja, nicht mal des mexikanischen Films, aber er bietet 79 Minuten schräge Unterhaltung für Leute, die sich einen Sinn für Absurditäten bewahrt haben.

„Las Luchadoras“ kehrten schon bald in den Ring bzw. auf die Leinwand zurück mit Filmen wie „Las Luchadoras contra el Robot Asesino“ (siehe Review an anderer Stelle), „Las Luchadoras contra la Momia“, „Las Lobas del Ring“ und „Las Mujeres Panteras.“

Dem rührigen aber kurzlebigen Videolabel „Kong Films“ ist es zu danken, dass der Film 1989 für kurze Zeit offiziell auch in Deutschland in einer nicht synchronisierten Fassung auf VHS vertrieben wurde. Bei dieser Version handelte es sich um eine 1986 von der Firma „Rhino Video“ hergestellte Fassung, bei der Teile des Films mit Rock'n'Roll Musik unterlegt wurden, wohl um ihn besser vermarkten zu können. Insgesamt sind sieben belanglose Songs zu hören, wobei zumeist Prügelszenen entsprechend unterlegt wurden. Für die Auswahl der Musik gab die Kultfigur Johnny Legend seinen Namen her und produziert wurde der Soundtrack von einem gewissen David Starns. Unter dem Titel „Rock'n'Roll Wrestling Women vs the Aztec Ape“ wurde der Film dann auf ein unvorbereitete deutsche Publikum losgelassen.
Die ursprüngliche US-Fassung, auf der auch die „Rhino“ Version beruht,  wurde von K.Gordon Murray produziert und unter dem Titel „Doctor of Doom“ an „American International Pictures TV“ verkauft und im Fernsehen gezeigt.

RENE CARDONA (1906-1988), der Regisseur des Films, begann seine Karriere als Schauspieler und wurde später einer der profiliertesten Regisseure von mexikanischen (Exploitation)Filmen. Von den etwa 150 Filmen an denen er beteiligt war, sind zahlreiche dem Horror-Genre zuzurechnen. Er inszenierte auch alle Filme aus der „Las Luchadoras“ Reihe. Cardona debütierte bereits zu Stummfilmzeiten und beendete seine Karriere 1982. 1968 inszenierte er mit „La Horripilante Bestia Humana / Night of the Bloody Apes“ ein Remake von LAS LUCHADORAS CONTRA EL MEDICO ASESINO, diesmal in Farbe, mit Goreszenen und Nuditäten.
Sein Sohn, Rene Cardona, Jr. (1939-2003) und sein Neffe Rene Cardona III (1962-2021), arbeiteten ebenfalls als Regisseure.

ALFREDO SALAZAR (1922-2006) wurde in Mexiko City geboren. 1948 debütierte er mit dem Drehbuch zu „Tia Candela.“ Es folgten etliche weitere Filme als Produzent, Regisseur und/oder Drehbuchautor. In den 50er Jahren spezialisierte Salazar sich auf Horrorfilme und schrieb die Drehbücher zu einigen der bekanntesten mexikanischen Genrefilme, die er oft auch (Co-)Produzierte.
Alfredo Salazar wir häufig mit seinem Bruder Abel Salazar (1917-1995) verwechselt, der ebenfalls als Darsteller, Produzent und Regisseur tätig war. Dessen „Opus Magnum“ ist zweifellos „El Baron del Terror – The Brainiac.“

K. GORDON MURRAY (1922-1979) arbeitete zunächst im Zirkusgeschäft. Cecil B. de Mille holte ihn als Berater für seinen Film „The Greatest Show on Earth“ und so kam er ins Filmgeschäft. Er ließ sich in Miami nieder und spezialisierte sich darauf, Filme aus dem Ausland günstig anzukaufen, zu synchronisieren und auf den US-Markt zu bringen bzw. an das US-Fernsehen zu verkaufen. Neben einigen mexikanischen Horrorfilmen bearbeitete er z.B. auch deutsche Märchenfilme wie etwa „Rumpelstilzchen“ (1955).

Ausführliche Zusammenfassung der Handlung:
Ein unheimlicher Serienmörder versetzt eine mexikanische Stadt in Angst und Schrecken. Da er allen seinen Opfern, ausschließlich junge Frauen, das Gehirn herausoperiert, wird er von der Presse „The Mad Doctor“ getauft. Der Täter, der immer nur maskiert auftritt, ist der unverdächtige, sich immer freundlich und hilfsbereit gebende Professor Ruiz (US: Prof. Wright)(Roberto Canedo), der auch schon mal mit der Polizei zusammen arbeitet. Während die Polizisten Capitano Armando Campos (US-Fassung: Captain Mike Henderson)(Armando Silvestre) und sein Assistent Chema (US: Tommy Johnson)(Chucho Salinas), noch völlig im Dunkeln tappen, schlägt der Mörder wieder zu. Die bei Professor Ruiz  angestellte Laborantin Alicia (US: Alice)(Sonia Infante) wird sein nächstes Opfer. In seinem geheimen Labor führen der wahnsinnige Wissenschaftler und sein Gehilfe Boris (Jorge Mondragon) eine Gehirntransplantation an Alicia durch, da Ruiz einen Übermenschen schaffen will, doch die Frau überlebt den Eingriff nicht, wie auch schon die anderen Opfer des Professors. Alicias Schwester, die professionelle Ringerin Gloria Venus (Lorena Velazquez), die sich mit ihrer Kollegin The Golden Rubi (Elisabeth Campbell) eine Wohnung teilt, schwört, ihre Schwester zu Rächen.
Da Prof. Ruiz überzeugt ist, dass Gloria Venus aufgrund ihrer Konstitution am besten geeignet wäre, um eine Gehirntransplantation zu überstehen, will er sie als nächstes entführen. Eines Nachts versuchen seine skrupellosen Handlanger, zu denen auch eine von Ruiz geschaffene Kreatur namens Gomar (Gerardo Zepeda), halb Mensch, halb Gorilla, zählt, Gloria und Rubi zu entführen, doch sie werden von den furchtlosen Ringerinnen in die Flucht geschlagen. Gloria erklärt sich nun bereit, für die Polizei als Lockvogel zu agieren.
Schon bald darauf werden Gloria und Rubi von Gomar niedergeschlagen und entführt. Die Polizei folgt den Entführern und entdecken so das geheime Labor des Professors. Es kommt zu einer wilden Prügelei zwischen den Gangstern, den Ringerinnen und der Polizei. Schließlich werden Boris und einige Handlanger überwältigt und verhaftet.  Prof. Ruiz kann jedoch entkommen. Beim Verhör durch die Polizei leugnet Boris zunächst alles ab, doch als er kurz davor ist, den wahren Täter preiszugeben, stirbt er auf unerklärliche Weise. Verantwortlich ist Prof. Ruiz, der beim Verhör anwesend war und Boris auf raffinierte Weise tötete.

Da Gloria und Rubi immer noch in Gefahr sind, werden sie von der Polizei mit speziellen Armbanduhren ausgestattet, die ein Funksignal aussenden können. Auch Mike trägt eine solche Uhr. Als kurz darauf Mike und Tommy in die Fänge des Professors geraten, können Gloria und Rubi sie mit ihrer Uhr aufspüren. Im letzten Moment werden die beiden Männer von den Ringerinnen aus einem Raum gerettet, dessen mit eisernen Spitzen besetzten Wände sich langsam aufeinander zu bewegen und die Männer aufzuspießen drohen. Im gleichen Moment kommt der der maskierte Ruiz dazu und in dem folgenden Handgemenge wirft ihm Gloria eine Flasche mit Säure ins Gesicht. Dann geht das Labor in Flammen auf und Mike, Tommy, Gloria und Rubi können sich gerade noch retten. Der Professor scheint in den Flammen umzukommen. Tatsächlich aber wird er von Gomar im letzten Augenblick gerettet.

Von nun an denkt der von der Säure entstellte Ruiz nur noch an Rache. Er entführt eine von Glorias Kolleginnen und pflanzt ihr das Gehirn von Gomar ein. Die so zum Übermenschen gewordene Ringerin, die nur seinen hypnotischen Befehlen gehorcht, steckt er in ein Kostüm mit Maske und tauft sie „Vendetta“ (Chabela Romero). Er selbst verkleidet sich ebenfalls mit einer Maske und tritt als ihr Manager auf. Er arrangiert eine Ringkampf mit Gloria Venus, wobei Vendetta diese, quasi legal, im Ring töten soll. Während des groß angekündigten Schaukampfes zwischen Gloria Venus und Vendetta, schöpft The Golden Rubi Verdacht, als sie Mercado („Murcielago“ Velazques), einen der Helfer des Professors, im Publikum entdeckt. Im Ring tobt derweil ein wilder Kampf, in den auch Rubi eingreift und den Vendetta, die sogar den Ringrichter niederschlägt, zu gewinnen droht. Doch dann entdeckt Mike, das es sich bei Vendettas Manager um Prof. Ruiz handelt. Mike versucht ihn zu überwältigen, doch Ruiz kann zusammen mit Vendetta entkommen. Sie flüchten sich auf einen Wasserturm. Mike folgt ihnen, kann sie aber nicht überwältigen. Schließlich werden Ruiz und Vendetta von Tommy erschossen und beide stürzen in die Tiefe.

Aus der Werbung:
Red Hot Rock and Roll Wrestling Women with Rebel Rousin' Robot Gorilla Girls and Hell Raisin' Horror Together in one Amazing Film (Kong Films VHS)
Grappling Gorilla Girls!
Wrestling Robots!
Fightin' Females! (Kong Films VHS)

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