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Nerdgasmus: Der Film

"Ready Player One", basierend auf Ernest Clines erfolgreichem Popkultur-Almanach, war einer der heisserwartetesten Blockbuster des Jahres, vielleicht des Jahrzehnts - bei Filmfans, bei Leseratten, bei Gamern. Fast bei jedem. Und das epische Ding war wie gemacht für einen Namen: Spielberg! Auf niemanden sonst bezieht sich der Stoff mehr als auf ihn und seine Werke (als Regisseur wie Produzent), alles war angerichtet für den Meister der Blockbuster zurück auf den Thron oder zumindest zurück in die Spur zu kommen. Denn in Sachen Unterhaltung, Megahits und Magie, blieb sein Schaffen seit locker einem Jahrzehnt unter seinen Möglichkeiten. Nicht wenige riefen, dass die Legende aufhören sollte und es nicht mehr kann... doch mit "Ready Player One" straft er alle voreiligen Zweifler lügen und schafft einen puren Spielberg, der die Magie seiner einstigen Tage mit aktuellen Effekten, wichtigen Themen und einer waghalsigen Geschwindigkeit kreuzt. Spielberg blüht auf, schäumt über und setzt einer ganzen Generation einen Haufen Denkmäler. "Ready Player One" ist ein visionärer Erfolg, der die nicht leicht einzufangende Essenz des Buches in sich trägt und jeden Easter Egg-Sammler, jedes Kind der 70er bis 90er, jeden Nerd glücklich machen wird.

Erzählt wird die Geschichte von Wade Watts und seiner Suche nach dem Easter Egg in der Oasis, einer nahezu unendlichen und grenzenlosen virtuellen Realität, in die sich quasi die ganze Welt zurückzieht, da die echte Welt derart hässlich geworden ist... In der Oasis geht alles. Und von diesem Gefühl bekommt man die volle Breitseite. Manchmal fehlen Spielbergs fulminanter Rückkehr etwas die wahren Gefühle, das Gewicht in der Realität, ein paar greifbarere, besser charakterisierte Figuren und echte Menschen. Doch die meiste Zeit war ich in einer Welt am tauchen, wie ich sie lange lange nicht mehr im Kino erlebt habe. Immersion, Speed, Effekte, Feeling, Insider, Anspielungen, Nostalgie, Action, Look - all diese Dinge sind auf höchstem Niveau. Manche davon kann nur Spielberg derart packend inszenieren. "Ready Player One" ist ein feuchter Traum für jeden, der sich nur halbwegs mit der Popkultur (vor allem der 80er) identifizieren kann. Von Atari-Games über Animes bis hin zu Spielbergs eigenen Werken - jede Entdeckung in diesem bunten Spektakel treibt den inneren Funscore in ungeahnte Höhen. Ob Mobile Suit Gandam oder Freddy Krueger, ob die Gremlins oder Chucky, ob Halo oder Minecraft (und das ist nur ein offensichtlicher, nichts spoilernder Bruchteil dieses Popkultur-Feuerwerks) - es gibt mehr zu entdecken, als Auge und Hirn beim ersten Mal erfassen können. Man will ihn am besten in Einzelbilder aufsplitten und jede Figur, jedes Chameo, jedes Geheimnis in sich einsaugen. Fanservice extrem. Manchen ist das zu viel. Ich habe jede Sekunde genossen und fühlte mich sanft in die Kindheit und Jugend zurückversetzt.

Spielberg setzt hiermit den dicken, fetten Schlusspunkt unter die Retromania. Mehr ist nicht möglich. Mit drei "Schlüsselquests" und Highlights, die zu den besten Sequenzen gehören, die es je auf die Leinwand geschafft haben. Ein Autorennen, das den Puls und das Auge nie still stehen lässt. Dann eine unfassbare Verbeugung, die allen Horrorfans ein Dauergrinsen übers Gesicht ziehen wird. Und zum Schluss die finale Schlacht, die man sich auch in 20 Jahren mit großen Augen angucken wird, nur um dann doch noch zu sehen, dass die Helden eine Waffe aus "Gears of War" benutzen, mit der Firefly angeflogen kommen oder dass Lara Croft ebenfalls ganz gut austeilt. Das ist schlicht ganz, ganz groß. Und einer der Muss-Titel des Kinojahres. Im Kino. Wo sonst. Ein Abenteuer wie aus einem Guss, bei dem es ums Genießen geht, nicht ums Gewinnen.

Fazit: Spielberg hat es, trotz ein paar emotional unterkühlter Schlaglöcher, noch drauf wie kaum ein Anderer! Sein unterhaltsamstes Abenteuer seit Jahren, die beste Videospielverfilmung die gar keine ist und vor allem der ultimative Popkultur-Overkill - ich will ihn direkt nochmal sehen!

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