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Nach einer sage und schreibe 17 Jahre andauernden Phase von Idee zum fertigen Film, bei dem ausländische Geldgeber erst ein- und dann wieder ausgestiegen sind, erreicht nun die Verfilmung eines weiteren Kinderbuch-Klassikers von Michael Ende die deutschen Kinos.

Wer mit den Holzköpfen der Augsburger Puppenkiste aufgewachsen ist und meinte, die Geschichte niemals in besserer Aufbereitung zu sehen zu bekommen, dem sei gesagt, ...er hatte Recht.

Natürlich müht sich mit "Rat Pack" eine namhafte deutsche Produktionsfirma mit der "teuersten deutschsprachigen Filmproduktion aller Zeiten" schwer ab, um eine Abenteuergeschichte auf die Leinwände zu zaubern, die sowohl all die Fans der Buchvorlage als auch diejenigen zu begeistern, welche die Geschichte um die Abenteuer des kleinen Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer mit ihrer autonomen Lok Emma noch nicht kannten.

Auf den ersten Blick stehen die Zeichen auch auf Erfolg.
Die liebvollen Sets, die wirklich sehenswerten Digital-Tricks (fast so perfekt als wären es keine), die durchweg sehr herzig agierenden Darsteller und die phantasievolle Regie machen allesamt einen vorzüglichen Job.
Ich habe mir durchweg gewünscht, Regisseur Dennis Gansel, dessen Filme ich an sich immer sehr gene sehe, habe hier direkt nach "Die kleine Hexe" ein weiteres Kinderfilm-Highlight des Jahres 2018 geschaffen.

Doch leider will der Funke nicht so recht überspringen. Vielleicht ist alles zu durchdacht, zu perfekt, zu phantasievoll gemacht.

Die Handlung zerfällt in eine Episodenhaftigkeit, die dem Abenteuer einfach nicht gut tut, da es immer wieder neu um die Gunst und Aufmerkdamkeit der Zuschauer buhlen muss.
Ein durchgehender Spannungsbogen, was die beiden Abenteuerer Lukas (Henning Baum als kerniger guter Kumpel perfekt besetzt) und Jim Knopf (Solomon Gorden als perfektes Abbild der Vorlage und dazu noch sehr gut gepielt) zu meistern haben, lässt sich nicht aufrecht erhalten, wenn man es immer wieder durch recht eingestreute Gimmik-Szenen unterbricht (ein Paradebeispiel ist hier die nett gemeinte aber vollkommen uninspirierte Szene mit dem Nilpferd-Drachen Nepomuk).

Szenen im wunderbaren China-Ersatz Mandala sind sehr schön, die Umsetzung der Insel mit zwei Bergen eine idyllische Augenweide aber leider ist die schöne Optik nicht immer alles, was man als Zuschauer von einem gut gemachten Film erwartet.

Ein wohlüberlegter Kinoerfolg war hier sicher der Vater des Gedankens und so hat der Film auch alle Zutaten, die ihn zu einem solchen machen können.
Einfach die emotionale Seite, um den Zuschauer an der Hand zu nehmen und staunend mitzuführen, die fehlt mir hier leider.

Echtes Highlight sind übrigens all die Szenen mit Frau Malzahn (von Judy Winter kongenial stimmlich zum Leben erweckt) - die hat mir viel besser gefallen als in der Version der Puppenkiste, die allerdings auch weiterhin mein persönlicher Favorit bleiben wird.

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