Review
von Leimbacher-Mario
Nahezu perfekte Kinderunterhaltung aus deutschen Landen
Aus der Augsburger Puppenkiste einen modernen Familienblockbuster machen, ohne dabei Wurzeln und Feeling komplett zu verleugnen? Klingt wie eine nahezu unlösbare Aufgabe. Doch mit „Jim Knopf & Lukas, der Lokomotivführer“ hat man genau dies geschafft. Einen Kinohit für die Kleinen und im Herzen Kleingebliebenen geschaffen, der zwei sehr unterschiedliche Welten sympathisch und gekonnt miteinander verbindet. Neues und Altes. Fäden und Pixel. Ganz und gar nicht deutsches Kino von der Stange. Ein Abenteuer, das in seinen besten Momenten an Klassiker wie „Labyrinth“, „Star Wars“, „Dark Crystal“ oder „Indiana Jones“ erinnert - und dabei zehnmal echter und bodenständiger wirkt, als deren aktuelle Ableger und Nachfolger und Pendants. Das gleicht einem Wunder, ist ein voller Erfolg und davor kann man nur den Hut ziehen. Von Nepomuk bis zu Emma sind alle an Bord. Und dann kann die Reise los gehen, die Augen werden groß...
Wir folgen Jim und Lukas bei ihrer Fahrt über Mandela bis in die Drachenstadt, wo eine kleine Prinzessin auf ihre Rettung wartet. Und auf dem Weg dorthin warten von hungrigen Drachen über verzwickte Wüsten bis hin zu feuerspeienden Bergen allerlei Hindernisse, die die Zwei auf ihrer unkaputtbaren Lok überwinden müssen... Vom deutschen Staraufgebot bis zu den vielen überraschend hochwertigen Computereffekten, von der gelungenen Atmosphäre des Originals (trotz völlig neuem Look) bis zu etlichen Insidern für Fans von damals, vom fein epischer gemachten „Insel mit zwei Bergen“-Thema bis zu einigen inspirierenden Aussagen wie „Angst hilft in den wenigsten Fällen“ - diese neue Puppenkiste steckt voller neuer wie alter Wunder, die in die Jahre gekommene Anhänger genauso verzaubern werden, wie ihre Kinder und Kindeskinder. Natürlich geht es immer noch etwas kreativer, spektakulärer, düsterer, aus der Grundthematik macht man jetzt nicht mal eben einen unsterblich guten Klassiker. Dafür wirkt vieles dann doch zu glatt und zu wenig fordernd, zu sicher und zu hell, zu beengt und zu klein gedacht. Doch das akzeptiert man schnell, denn das Herz pocht hier mal sowas von am richtigen Fleck. Vor allem die Vater-Sohn-Beziehung im Kern ist überragend und immer ein Anker im passenden Augenblick. Da kann man einer möglichen Fortsetzung nur positiv gegenüberstehen. Das hat internationales Format.
Fazit: besser, hübscher und familienfreundlicher hätte man Jim Knopf, Lukas, das Lummerland und Co. nicht in die heutige Zeit transportieren können. Unschuldig, ungefährlich, süß. Alles drin, alles richtig gemacht und alles rausgeholt, würde ich sagen. Mehr geht nicht bei dem Material. Jeder, der ihn mit Kindern sehen durfte, wird daran keinen Zweifel haben.