Transit (2018)

Mit Poesie und Trompeten


Von der Angst zu flüchten und der ängstlichen Flucht,
zwischen "Transit" und dem durchschnittlichen deutschen Film liegt eine gravierende Schlucht.

Voller Lyrik, Poesie, Melancholie und leeren Räumen,
ein unauffälliges Großereignis, was man nicht sollte versäumen.

Am Zahn der Zeit, die Flucht in einer Art Schwebe,
diese sonnige Noir-Explosion passt in kein normales Gehege.

Rogowski ist ein Arbeitstier, momentan einer der größten Darsteller im Lande,
wieder leistet der deutsche Joaquin Phoenix etwas, das sicher nicht verlaufen wird im Sande.

Als freie Literaturverfilmung durch und durch gelungen,
"Transit" hat eine wabernde Aura, hat mich teilweise verschlungen.

Marseille ist eine Augenweide, wird nur vom Augenpaar der Beer getoppt,
bei dieser Frau, bei diesem Druck, wer würde da nicht ein bisschen bekloppt?


"Transit" geht auf Abstand, betont eher Thema als seine spezielle Geschichte,
ich daher wohl eher meinen Schwerpunkt auf das große Ganze richte.

Zum losen Zustand der Flucht wird hier Einiges gesagt,
deswegen habe ich im ersten Moment gar nicht die fehlenden Gefühle beklagt. 


In mein Herz ist diese zeitlich komplizierte Flucht zwar nie wirklich gedrungen,
doch immerhin habe ich nach dem Radio heimlich mitgesungen.

Manchmal wirkt das Spiel der Worte und Gezeiten,
als würde man es nur von weit außen, unbeteiligt und kühl begleiten.

Dann zieht sich alles, chargiert zwischen kaltem Kitsch und heiterem Wetter,
doch dann kommt meist ein Kniff, ein Blick, ein Twist als Retter.

Von Finesse und Wagemut kann keiner Christian Petzold sprechen frei,
seine Filme sind anspruchsvoll und tief, alles andere als Einheitsbrei.

Fazit: der vielleicht poetischste Kinofilm des Jahres! Ein mutiges Experiment über Liebe, Flucht, Angst, Hoffnung und die Zeit höchstpersönlich. Leider ließ er mich kälter als gedacht und konnte seine feine Form nicht durchgehend mit Emotionen füllen. Zumindest keine, die bei mir landeten. Trotzdem eine geduldige, sehenswerte Arbeit, die in Deutschland ihres Gleichen sucht und aktueller nicht sein könnte.