Wer den türkischen 'Krieg der Sterne' gesehen hat, wird nie wieder in abgegriffenen Superlativen wie „schlechtester Film aller Zeiten“ urteilen. In dem Wissen, dass Kunst und Schönheit sich nur vor dem Auge des unvoreingenommenen Betrachters entfalten, wird man fortan jeder Zelluloid-Apokalypse milde gestimmt sein. Vorhang auf für 'Murat – Ein Kung-Fu Türke rettet die Welt', besser bekannt als 'Turkish Star Wars'.
In den ersten Minuten bestaunen wir zur Musik von 'Jäger des verlorenen Schatzes' Szenen aus 'Krieg der Sterne'. Die anamorphe Bildaufzeichnung verwandelt den Todesstern in ein Todesei. Während im Vordergrund die behelmten Köpfe zweier Weltraum-Kadetten (unsere Helden) hin und her zucken, jagen in der Rückprojektion Millennium-Falke, Rebellenkreuzer, Sternenzerstörer und X-Fighter durchs Bild. Eine Stock-Footage-Explosion später graben sich die abgeschossenen Weltraumspezialisten aus einem Haufen Geröll. Keine Spur von Trümmern. Sie spazieren an der Großen Sphinx von Gizeh vorbei. Es folgen Scharmützel mit den Schergen des Imperators, Gladiatorenkämpfe, ein fieser 'Forbidden Planet'-Roboter und ein Angriff bandagierter Zombies. Warum auch nicht. Zeit für ein entspannendes Kung-Fu-Training in der Felsenwüste. Da werden riesige Steinbrocken mit bloßen Händen zertrümmert oder mit den Füßen gegen eine Felswand geschleudert, was eine fette Explosion nach sich zieht. Eine blonde Frau mit Stirnband bemüht sich, den älteren der beiden Männer (Cüneyt Arkin) mit schmachtenden Blicken zu bedenken. Ihre Augen sagen nein, doch das Drehbuch will es so. Die Freunde belohnen sich mit einem Frühschoppen. Dann gibts wieder Keilerei und zack sind unsere Idole beim Imperator. Der öffnet eine Schatulle, in der ein goldenes Gehirn liegt. Da kann er wirklich stolz drauf sein. Ach ja, fast vergessen. Der Drecksack kann sich nach Belieben teleportieren, jede Szene in ein knalliges Rot tauchen und zählt auf eine Armee scheppernder Zylonen sowie kirmesmäßiger Plüschmonster. Außerdem will er alle Leute umbringen. Jetzt sollen die Kung-Fu-Heinis dran glauben. Das wird nicht einfach, denn der eine wird des Gehirns habhaft und schmilzt es ein. Daraus lassen sich Handschuhe und Stiefel machen. Frisch eingekleidet geht es in den finalen Kampf. Dass irgendwer in der Wüste ein Trampolin aufgestellt hat, ist für unseren sportlichen Goldjungen nur von Vorteil.
Dieser wahrscheinlich bekannteste Vertreter des Turksploitation-Films verdankt seinen Kultstatus einem Unglücksfall. Mit einem für türkische Verhältnisse üppigen Budget von umgerechnet 300.000 Euro ausgestattet, wurden 1982 am Strand von Kilyos kostspielige Sets errichtet. Kurz vor Drehbeginn wurden sie Opfer eines Sturms. Geld für einen Wiederaufbau war keines mehr vorhanden, das Studio bestand auf Einhaltung des Zeitplans. Der Rest ist Geschichte. Besser als ihr Ruf ist die als Parodie angelegte, mit politischen Subtexten kokettierende Fortsetzung 'Türken im Weltall' aus dem Jahr 2006. In einem Gastauftritt wiederholt der türkische Superstar Cüneyt Arkin seine Rolle aus dem Original.