Review

In diesem ersten knapp viertelstündigen Film von Sebastian Radtke und Carolin Meyer geht es um das uralte Thema Slasher. Wie in seinen Vorbildern mit all den Freddys, Michaels und Jasons, gibt es auch hier den unheimlichen Killer, der jagt auf junge Menschen, am liebst natürlich Mädchen, macht. Unser Killer bei „Bloddy Dawn" erinnert mit seiner mönschsartigen Kutte und der Kapuze sehr an den Mörder aus „Scream". Das dass Gesicht komplett verdeckt wurde, trägt sehr zur Unheimlichkeit dieses finsteren Zeitgenossen bei. Reden tut er nicht und sein Handeln schein aus Willkür und purer Lust am töten zu erfolgen.
Wie bringt man einen effektvollen, atmosphärischen Slasherfilm in einer vierzehnminütigen Handlung unter? Richtig, man konzentriert sich aufs Wesentliche: Ein junges Mädchen, ein irrer Killer und ein recht unangenehmes Werkzeug, welches bei Missbrauch nicht nur sehr gefährlich sein, sondern obendrein auch richtig wehtun sollte - in unserem Fall eine rostige Sichel.
Die Handlung ist dann schnell erzählt: Mädchen fährt mit Fahrrad nach Hause, tut Dies, erledigt Das, Killer schleicht ums Haus, bricht ins Haus ein, Mädchen flüchtet. Dann natürlich die obligatorische Verfolgungsjagd. Klar kann das Mädchen am Ende nicht entkommen und eh sie dann endlich ins Gras beißen darf, muss sie einige sehr unschöne Verletzungen über sich ergehen lassen. Das der Mörder am Ende sogar noch eine kleine Beerdigung organisiert, ist nur fair.
Die Handlung als solches ist in diesen Kurzfilm natürlich nicht das Entscheidende, sondern die Umsetzung. Wenn man bedenkt, dass der Film mit einer einfachen Videokamera gedreht wurde, muss man sagen, dass hier schon fast das Optimum rausgeholt wurde. Das leicht ruckelnde Bild (es wurden glaub ich weniger Bilder pro Sekunde aufgenommen, als normal) ist, wie ich denke, gewollt und vielleicht sogar ein geschickter Schachzug, denn dadurch bekommt der Film zum Einen, einen seltsam alptraumhaften, surrealen Touch, zum Anderen lenkt es vom nicht zu vermeidenden verwackeln des Bildes ab. Besonders die Verfolgungsjagd die aus der Perspektive des Killers gedreht wurde ist prächtig gelungen und erinnert an Jagdszenen a la Chainsaw Massacre etc. Die ganze Kameraarbeit sah also doch schon sehr gekonnt aus. Da hat sich jemand genau überlegt wie am Ende alles aussehen soll. Auch unglaublich gut gelungen, ist die gesamte musikalische Untermalung, die den Film einen recht düsteren und leicht melancholischen Grundton gibt, um sich dann in den entscheidenden Schlitzerszenen dramaturgisch zuzuspitzen. Er wurde also eine echte filmspezifische Stimmung geschaffen - eine Leistung, die nicht unter zu bewerten ist, schaffen das doch oft genug nicht mal große Hollywoodproduktionen. Auch bei den Effekten, kann man den jungen Filmemachern keinen Vorwurf machen. Nein - hier quellen keine Gedärme durch die Gegend - ist auch völlig unnötig. Eine tiefe Schnittwunde sah dann aber auch wie eine Solche aus und nicht wie ein roter Strich auf Haut. Damit steht „Bloddy Dawn" qualitätsmäßig schon weit vor fast allen italienischen B-Horror Streifen der siebziger- achtziger Jahre mit all ihren Zombies und Kannibalen. Ansonsten wurde nicht mit Kunstblut gespart, welches übrigens einen realistischen Farbton hatte, um sich dann all zu viele aufwendige Effekte zu ersparen.
Im ganzen Film sind zwei Mensche zu sehen: Sebastian Radtke, der den verhüllten Killer spielt und ganz klar die leichtere schauspielerische Rolle innehatte, und Carolin Meyer, von der ich eigentlich mehr Mimenspiel erwartet hätte. Als sie vom Killer gejagt wird, sieht ihr Gesicht teilweise aus, als ob sie der Straßenbahn hinterherläuft und als sie mit der Sichel erste ernstzunehmende Verletzungen abbekommt guckt die Gute, als ob sie Bauchweh hat. Außerdem hat sie kaum Gegenwehr geleistet. Nein - Ein Todeskampf sieht anders aus. Eine richtige Screamqueen ist Carolin Meyer zumindest in diesen Film noch nicht. Auch hätte ich als Location einen anderen Ort gewählt, als eine Kleingartenkolonie, das hat etwas Atmosphäre gekostet.
Zusammenfassend kann ich aber sagen, dass ich einen recht interessanten kleinen Horrorfilm gesehen habe, der gerade für einen Erstling, einiges zu bieten hat und der beweist, dass Sebastian Radtke und Carolin Meyer auf jeden Fall das Talent zu weiteren Schandtaten haben.

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