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Grey Power

Von schwarzen Männern und weißen Kapuzen erzählt Spike Lees neuester "Joint", der die unfassbare und wahre Geschichte eines Polizisten in den 70ern erzählt, der telefonisch Kontakt mit dem KuKlux-Clan aufnahm und diesen zusammen mit einem ihn spielenden weißen Kollegen unterwanderte... An Spike Lees Durchbruch und Höhepunkt von vor 30 Jahren ("Do The Right Thing") kommt diese dramatische Komödie zwar nicht ganz heran, doch eines seiner stärksten und nachdrücklichsten Werke ist es dennoch. Oft ist Lee zu einseitig, oft ist er zu unkonzentriert, oft schafft er es nicht die Erwartungen an ihn und sein Weltbild zu unterwandern, zu überraschen - auf "Blackkklansman" trifft all das nicht zu und ihm ist ein äußerst intensiver Film über amerikanische Geschichte und amerikanische Gegenwart gelungen, der keinen kalt lassen und viele Gespräche anfeuern sollte. Genau das, was gutes Kino tun sollte und leider immer seltener tut. 

"Blackkklansman" funktioniert auf hast allen Ebenen, auf denen er meint spielen zu müssen. Er hat extrem witzige Momente und gleichzeitig schlägt er dramatische Bögen zu noch immer brandheißen Rassenkonflikten und Rassismus, übrigens nicht nur in den Staaten. Er funktioniert als Krimi genauso wie als bittere Satire mit einem Kern, der kaum ernster sein könnte. Er schlägt Wellen und Brücken und trägt sein Herz auf der Zunge, er malt gar nicht mal allzu schwarz und weiß. Und das ist wundervoll erfrischend, allgemein wie für Lee. Von "The Birth of a Nation" bis "Vom Winde verweht", von Martin Luther King bis Donald Trump, von Blacksploitation bis Kulturgut, von Zeigefinger bis Schlagfaust - diese Undercover Brothers unterhalten, rütteln wach und sind immer sympathisch. Adam Driver und der Sohn von Denzel Washington, der diesen Titel mit seinem riesigen Talent bald abgelegt haben wird, ergänzen sich grandios und Lee hat bis in die kleinsten Nebenrollen perfekt besetzt. Vielleicht hätten es ein paar Minuten weniger auch getan und im Finale geht der eigentlichen Unterwanderung des ekelhaften Clans etwas die Luft aus, doch im Endeffekt drückt einen spätestens der Epilog nochmal derart in den Kinosessel und legt sich über das gerade noch lachende Herz, dass man Spike Lee nur danken und beglückwünschen kann. Ja, auch für diesen Holzhammer. Denn eine andere Sprache versteht die USA kaum. Und dieses Zeitdokument muss möglichst durchschlagend möglichst viele Menschen finden und treffen - von Neonazis über Alltagsrassisten bis hin zum Präsidenten. Da darf man dann auch mal ins Gesicht brüllen. 

Fazit: spannend, lustig, brisant, aktuell, wichtig - "Blackkklansman" ist einer der Kernpunkte des amerikanischen Kinojahrs und verdammt unterhaltsam sowie auch als Nicht-Ami betroffen machend. Wie immer mit berechtigter Wut im Bauch und Leidenschaft im Mund von Spike Lee stark inszeniert. Eine schwarze Faust in den Himmel, die nicht schnell vergessen oder weggeschoben werden wird. Hoffentlich. 

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