The Forgotten Dead
Unsere modernen Zombies sind nun fast ein halbes Jahrhundert alt, mit Romero als Vater & "The Walking Dead" als kommerziellen Höhepunkt dieser unkaputtbaren Spezies. Das es diese Art von legendären Monster jedoch schon weit vorher gab, weiß nicht automatisch jeder heutige, junge Fan der Untoten. "White Zombie", von 1932(!), der erste Film mit dem Z-Wort im Namen & in seiner Handlung, sollte demzufolge schleunigst nachgeholt werden, wenn man sich den Titel "echter Zombie-Fan" verdienen will.
Damals waren Zombies noch nicht unbedingt wiederauferstandene Tote, sondern eher durch schwarze Vodoo-Magie kontrollierte Menschen, die zwar nicht vermodert, aber ähnlich willenlos & lethargisch durch die Gegend zogen. Komplett anders als heutige Zombiefilme & für nicht aufgeschlossene Film-/Horrorfans sicher etwas anstrengend & ein müdes Lächeln wert, ist der Südsee-Vodoo-Grusler doch ein wichtiger Klassiker seines Subgenres & ziemlich fesselnd. Nicht wirklich spannend, aber neben diversen Universal-Klassikern ala "Wolfman", "Dracula" oder "Frankenstein", sicher Pflichtprogramm was 30er-Jahre-Horror betrifft.
In dem frei zugänglichen, auf YouTube mittlerweile in guter Qualität genießbaren Film, geht es um ein Hochzeitspaar auf Haiti, welches schon früh merkt, dass auf der abergläubischen Insel etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, die Menschen von laufenden Toten sprechen. Ihr Gastgeber, der verzweifelt in die Braut verliebte & etwas bemitleidenswerte Beaumont, wendet sich, seine letzte Chance sehend, an den dunklen Magier Legendre (Bela Lugosi), der die hübsche Braut in ein Zombie verwandelt. Nun heißt es die dunkle Magie zu stoppen & die weggetretene Braut aus dem gothischen Schloss des Fürsten der Dunkelheit zu befreien!
Kein Wunder, dass Rob Zombie seine Band nach diesem verlorenen Klassiker benannt hat & der Film allgemein mittlerweile seinen Status als lange Zeit verkannter Klassiker des Grusels erobert hat - macht er doch wirklich was her. Viele Schauspieler verfallen gnadenlos dem Overacting & zum Teil können Szenen unfreiwillig komisch wirken, der Film trotz nur knapp einer Stunde Laufzeit seine Längen haben. Trotzdem bietet er gerade für Horrorfans enorm viel Potenzial & inspirierte mehrere Generationen an genreaffinen Künstlern, Filmemacher, Menschen.
Bela Lugosi festigte hier als dunkler Vodoo-Lord Legendre seinen Ruf als Horrorlegende & manch eine Szenerie oder Location, wie seine pompöse Halle, sind noch heute atemberaubend. Die größte Stärke des etwas angestaubten Films, ist ohne jeglichen Zweifel seine Atmosphäre. Egal ob alte Gemäuer, Südsee-Landschaften oder trickreiche Schnitte, die ersten POV-Shots in der Horrorgeschichte oder die gruseligen Zombie-Marionetten des Magiers inzwischen dickster Nebelschwaden - hübsch, gespenstig, anders. Egal ob Bergmann, Rob Zombie, Romero oder Stephen King - man erkennt überall Parallelen. Gar nicht so übel für einen kleinen Grusler nahe des Trashs ;)
Fazit: eine vergessene Art von Zombies, trotzdem Kult & Vodoo-Urvater aller Zombiefilme. Der erste Film überhaupt mit dem Wort Zombie, ist eine kuriose, atmosphärische (YouTube-)Entdeckung wert, sei es schon allein für den wundervoll-gruseligen Béla Lugosi!